Geburtshilfe Frauenheilkd 2000; 60(2): 90-94
DOI: 10.1055/s-2008-1038921
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Analyse des Geburtengutes des Jahrgangs 1992 der Bundesrepublik Deutschland, 4. Mitteilung. Die Klassifikation von Neugeborenen unter Berücksichtigung von Gestationsdauer und Geburtsgewicht als Voraussetzung für eine kritische Analyse der Kinder bis 2499 g

Analysis of Low Birthweight Infants With Respect to Gestational Age: Fourth Report of the German Analysis of Births in 1992M. Voigt1 , Chr. Zwahr2 , K. T. M. Schneider3 , K. Friese1 , V. Hesse4 , K. Golletz5
  • 1Universität Rostock, Medizinische Fakultät, Frauenklinik, Rostock
  • 2Klinikum Schwerin, Frauenklinik, Schwerin
  • 3Technische Universität München, München
  • 4Deutsches Zentrum für Wachstum, Entwicklung und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter, Berlin
  • 5DRK Krankenhaus Neustrelitz, Geburtshilflich-Gynäkologische Abteilung, Neustrelitz
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Publication Date:
29 August 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Eine unmittelbar post partum vorgenommene Klassifikation von Neugeborenen unter Berücksichtigung von gesichertem Gestationsalter und Geburtsgewicht ist unerlässlich, will man die inhomogene Gruppe von Neugeborenen bis 2499 g Geburtsgewicht (infants of low birth-weight) kritisch analysieren. In dieser Gruppe sind unter anderem eutrophe Frühgeborene als auch intrauterin wachstumsretardierte untergewichtige termingeborene und übertragene Neugeborene mit unterschiedlicher Prognose bezüglich Morbidität und Mortalität enthalten. Mit dieser Arbeit soll das Kollektiv der Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht bis 2499 g unter Berücksichtigung der Schwangerschaftsdauer quantitativ differenziert werden.

Patienten und Methoden: Grundlage der Analyse bildet das Geburtengut des Jahrgangs 1992 der Bundesrepublik Deutschland, aus dem auch einheitliche Perzentilwerte für die Körpermaße der Neugeborenen berechnet wurden [11].

Ergebnisse: Unter 558 833 Neugeborenen betrug der Anteil von Neugeborenen mit einem Gewicht bis 2499 g 4,7 % (n = 26 083), von Frühgeborenen dagegen 6,24 %. 37,2 % der Kinder bis 2499 g waren am Termin geboren bzw. übertragen, also keine Frühgeborenen. Andererseits wurden zwar 62,8 % der Neugeborenen mit einem Gewicht bis 2499 g vor 37 vollendeten Schwangerschaftswochen geboren, aber bei nur 47,9 % handelte es sich um eutrophe Frühgeborene.

Schlußfolgerung: Im Zusammenhang mit einer exakten Klassifikation Neugeborener nach ihrem somatischen Entwicklungszustand unmittelbar post partum gilt es, Dokumentationsmängel auf dem Dokument „Perinatologischer Basiserhebungsbogen” zu beheben. Strategische Hinweise für eine effizientere Auswertung des wertvollen Dokumentationsmaterials werden gegeben.

Abstract

Objective: The group of low birthweight infants (≤ 2499 g, LBW) infants includes eutrophic preterm infants and growth retarded term infants. These subgroups may vary considerably in morbidity and mortality. Analysis of LBW infants requires a precise and immediate classification of neonates on the basis of gestational age and birthweight. The aim of this study was to analyze according to gestational age the collective of infants with a birthweight ≤ 2499 g.

Methods: The birth data of 559 833 singleton infants born in Germany in 1992 with gestational age confirmed by early sonography were analyzed. The basis for the evaluation of gestational age and birthweight were perinatal parameters routinely documented in Germany. The somatic development state was examined with recently developed percentile curves.

Results: A total of 26 083 (4.7 %) of the nenates had a birthweight ≤ 2499 g and 6.24 % were preterm. Of the LBW infants, 37.2 % were born at term or posterm and 62.8 % were born before 37 completed gestational weeks. Only 47.9 % of LBW infants were appropriate weight for gestational age.

Conclusions: Precise postpartum classification of neonates according to their somatic development requires improved documentation with perinatologic questionnaires.

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PD Dr. Dr. Manfred Voigt

Frauenklinik
Medizinische Fakultät
Universität Rostock

Doberaner Straße 142

D-18055 Rostock