Z Orthop Unfall 2008; 146(6): 710-714
DOI: 10.1055/s-2008-1039089
Kinderorthopädie und -traumatologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fehler bei der Diagnostik und Behandlung der Epiphyseolysis capitis femoris

Erfahrungen der Schlichtungsstelle der norddeutschen ÄrztekammernMalpractice in the Diagnosis and Treatment of the Slipped Capital Femoral EpiphysisExperience of Arbitration Offices (Schlichtungsstelle) of the Northern German Medical Boards (Ärztekammern)H. Püschmann1 , H. Vinz1 , J. Neu1
  • 1Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover
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Publication Date:
12 December 2008 (online)

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Zusammenfassung

39 Schlichtungsverfahren, in denen Beschwerden über die versäumte rechtzeitige Diagnose und/oder die operative Behandlung und Nachbehandlung einer Epiphyseolysis capitis femoris (E. c. f) geführt wurde, wurden ausgewertet. Der Anteil der bestätigten Behandlungsfehler betrug im niedergelassenen Bereich 15 von 20 Fällen, im klinischen Bereich 13 von 23 Fällen, im Durchschnitt somit 67 %. Diagnostische Fehler betrafen die unterlassene bildgebende Diagnostik bei konkreten klinischen Hinweisen auf eine E. c. f. (n = 8) sowie die falsche Bewertung der primär angefertigten Röntgenaufnahmen mit eindeutiger Nachweisbarkeit einer E. c. f. Operative Fehler betrafen das operationstechnische Vorgehen (n = 5) sowie operative Maßnahmen im Rahmen der Nachsorge, wie unterlassene Korrekturen der Implantatposition, vorzeitige Implantatentfernung u. a. (n = 7). In 8 Fällen wurde ein leichter bis mittlerer, in 14 Fällen ein schwerer Hüftgelenksschaden infolge einer Hüftkopfnekrose auf den Behandlungsfehler zurückgeführt. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Fehlervermeidbarkeit und die gutachterliche Problematik diskutiert. In Fällen versäumter rechtzeitiger Diagnose ist die Begründung der Kausalität in entsprechend gravierenden Fällen unter Zugrundelegung eines juristisch relevanten Befunderhebungsmangels mit der Konsequenz der Beweislasterleichterung zugunsten der Patientenseite herbeizuführen.

Abstract

Introduction: Expert commissions (Gutachterkommissionen) and arbitration offices (Schlichtungsstellen) in Germany are expert panels for the extrajudical resolution of malpractice claims. The performance of arbitration panel proceedings (“Schlichtungsverfahren”) is based on the German medical and insurance jurisdiction. Method: 39 arbitration panel proceedings concerning supposed malpractice in the diagnosis and treatment of slipped capital femoral epiphysis were evaluated in regard to the involved clinics and physicians and, respectively, the medical specialties, type of slippage (acute or chronic), malpractice and the disabilities caused by malpractice. Results: In 28 cases (72 %) the malpractice was confirmed, the average of confirmed failures in all proceedings being about 30 %. The failures could be classified as misdiagnosis followed by inadequate treatment and failures in operative treatment. Minor and moderate permanent disabilities due to malpractice remained in 8 cases, severe permanent disability resulted in 14 cases due to osteonecrosis of the femoral head. Discussion: The results are discussed with regard to the avoidance of mistakes in diagnosis and treatment and the problems of medical assessment.

Literatur

Dr. med. Hans Püschmann

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern

Hans-Böckler-Allee 3

30173 Hannover

Email: behne@schlichtungsstelle.de