Z Orthop Unfall 1996; 134(4): 360-365
DOI: 10.1055/s-2008-1039775
© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Propriozeptive Fähigkeiten des Schultergürtels bei gesunden Probanden

Proprioceptive Function of the Shoulder Girdle in Healthy VolunteersJ. Jerosch1,2 , L. Thorwesten2 , J. Steinbeck1 , M. Schröder1
  • 1Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik und Poliklinik für Allgemeine Orthopädie (Direktor: Prof. Dr. W. Winkelmann)
  • 2Institut für Sportmedizin (Komm. Direktor: PD Dr. med. J. Jerosch)
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 30 freiwilligen schultergesunden Probanden (12 Frauen, 18 Männer) im Alter von 22-36 Jahren wurden propriozeptive Fähigkeiten des Schultergelenkes untersucht. Die Probanden wurden aufgefordert verschiedene Gelenkstellungen mit und ohne visueller Kontrolle einzunehmen. Die entsprechende Gelenkposition wurde jeweils vor jeder Messung durch den Probanden eingenommen und durch den Untersucher kontrolliert. Die Messungen wurden für die dominante und für die nicht dominante Seite mit der Möglichkeit der visuellen Kontrolle durchgeführt und nach dem Ausschalten der visuellen Kontrollmöglichkeit durch einen Sichtschutz erneut wiederholt. Aus der Neutral-Null-Position heraus wurden die folgenden Gelenkstellungen gemessen: 50°, 100° und 150° Abduktion in der Skapulaebene, 50°, 100°, 150° Flexion, +45°, 0°, -45° Rotation in 90° Abduktion. Die Untersuchungen wurden mit einem Bewegungsanalysesystem mit reflektierenden passiven Markern durchgeführt. Die deutlichsten Unterschiede lagen beim Vergleich der Meßwerte mit und ohne visueller Kontrollmöglichkeit der Gelenkstellung vor. Hierbei fanden sich unter Ausschaltung der visuellen Kontrolle sowohl für die Flexion als auch für die Extension deutlich schlechtere Werte in den unteren Bewegungsbereichen (50°). Hier waren hochsignifikante Unterschiede zwischen den Messungen mit und ohne visueller Kontrolle nachweisbar. Während sich bei Außenrotation in 90° Abduktion kaum Unterschiede zwischen der Einstellung mit/ohne visueller Kontrolle zeigten, ergaben sich in der Neutralrotation sowie in Innenrotation signifikante Differenzen. Deutlich bessere Ergebnisse als das Gesamtkollektiv hatten zwei besonders koordinativ geschulte Probanden. Die Analyse der Ergebnisse hinsichtlich der dominanten und nicht dominanten Extremität ergab keinerlei nennenswerte Unterschiede, Gleiches galt für die Geschlechtsabhängigkeit.

Klinische Relevanz: Im Rahmen unserer Untersuchung fanden wir nur eine geringe Varianz der propriozeptiven Fähigkeiten bei schultergesunden Probanden. Dieses zeigt eine hohe Konstanz der Tiefensensibilität des gesunden Schultergelenkes.

Abstract

In 30 healthy volunteers (12 female, 18 male; age: 22-36 years) we evaluated the proprioceptive function of the glenohumeral joint. The volunteers were asked to place the arm in different positions with and without visual control. The test was performed for the dominant as well as for the non dominant extremity. The following joint positions were measured: 50°, 100°, 150° abduction, 50°, 100°, 150° flexion, +45°, 0°, -45° rotation in 90° of abduction. The documentation of the joint position was performed with a motion analysing system with passive reflecting markers. The results showed significant differences between the measurements with and without visual control. Without visual control we found the worst results for flexion and extension below shoulder level. We documented significant differences of the results with and without visual control for this range of motion. However, for external rotation above the shoulder level we could not demonstrate significant differences. In neutral rotation as well as internal rotation we found again significant differences. Therefore, proprioception seems to be worse below the Shoulder level (50° abduction, flexion). Better results in comparison with the entire group had two volunteers with general good coordinative capabilities. We could not demonstrate differences between the dominant and non dominant extremity nor between male and female.

Clinical relevance: Our results demonstrated low variance of the proprioceptive function of the glenohumeral joint in healthy volunteers. This may serve as a base for further evaluations in different patient populations.