Z Orthop Unfall 1993; 131(4): 317-322
DOI: 10.1055/s-2008-1040032
© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Belastung der Rotatorenmanschettennaht in Abhängigkeit von der Gelenkstellung

Tension on Rotator Cuff Repair in Relation to Joint PositionJ. Jerosch, W. H. M. Castro
  • Klinik und Poliklinik für Allgemeine Orthopädie, Westfälische-Wilhelms-Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. W. Winkelmann)
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Publication Date:
15 May 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer biomechanischen in vitro Untersuchung gingen wir der Frage nach, welchen Einfluß die Operationstechnik auf die postoperative Belastung der Sehnenrekonstruktion bei Rotatorenmanschettendefekten hat. Hierzu wurden an 10 Schulterpräparaten im Ansatzbereich der Supraspinatussehne Hall-Effect Strain Gauge (HEST) implantiert. Anschließend wurde in unterschiedlichen Gelenkstellungen die Spannung der Sehne bei intakter Rotatorenmanschette sowie nach verschiedenen Rekonstruktionen bei kleinen und großen Rupturen aufgezeichnet. Die Messungen bei intakter Rotatorenmanschette ergaben nur geringe Spannungen innerhalb der Supraspinatussehne. In Abduktion und Neutralrotation war die Sehne nahezu spannungsfrei. In Adduktion zeigten sich geringe Sehnenbelastungen während der Flexion und Außenrotation. Nach Rekonstruktion der Sehne stellte sich als risikoreichste Position die Flexion in Außenrotation und Adduktion des Armes dar. Die Lösung des Lig.coracohumerale erbrachte eine deutliche Reduzierung der Supraspinatusbelastung für die Flexion und Außenrotation in Adduktion, während sich die Werte für die Extension kaum oder gar nicht reduzierten. Erst durch das vollständige Kapselrelease wurden auch die Extensionswerte reduziert.

Klinische Relevanz: Ist eine Rotatorenmanschettenmobilisation notwendig, um zu einem spannungsarmen Verschluß zu gelangen, so reicht beim kleinen und mittelgroßen Sehnenriß die Durchtrennung des Lig.coracohumerale aus. Bei ausgedehnten Rupturen sollte ein Kapselrelease durchgeführt werden. Bei der Krankengymnastik in der frühen postoperativen Rehabilitation sollten bei adduziertem Arm die Flexion und Außenrotation vermieden werden.

Abstract

In a vitro study we evaluated the influence of surgical technique on the postoperative tension of the supraspinatus tendon in rotator cuff ruptures. In ten shoulder specimens Hall-Effect Strain Gauge (HEST) were implanted in the supraspinatus tendon close to the insertion at the humerus. We documented the tension in specimens with intact rotator cuff as well as after reconstruction of small and large tears in different joint positions. In the specimens with an intact rotator cuff there was almost no tension registered. Only in adduction with external rotation and flexion we found slightly increased values. After reconstruction we found the highest tension in adduction, flexion, and external rotation of the humerus. Release of the coracohumeral ligament resulted in a decrease of tension in flexion and external rotation. Whereas in extension coracohumeral ligament release had no influence on the tension of the tendon. However, after complete capsule release the tension in extension also decreased.

Clinical relevance: If mobilisation in cases of rotator cuff reconstruction is necessary we recommend first release of the coracohumeral ligament in small and moderate tears. In major tears a complete capsule release is necessary. During physical therapy in the early postoperative course, flexion in the adducted and externally rotated arm should be avoided.