Z Orthop Unfall 1993; 131(6): 601-609
DOI: 10.1055/s-2008-1040078
© 1993 F. Enke Verlag Stuttgart

Endoprothesenverankerung mit oder ohne Zement?

When Should Bone Cement Be Used to Anchor Prostheses?H.-G. Willert
  • Orthopädische Klinik der Universität Göttingen (Direktor: Prof. Dr. H.-G. Willert)
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Publication Date:
15 May 2008 (online)

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Zusammenfassung

Um die Frage zu beantworten „wann soll man beim künstlichen Gelenkersatz an der Hüfte die Endoprothesenteile mit Zement und wann ohne Zement verankern?“ werden die Häufigkeit der Anwendung, die Kosten, der medizinisch-technische Entwicklungsstand, der Schwierigkeitsgrad und die Dauer der Implantation, die Akzeptanz durch das Gewebe (aus Sicht von Biomaterial, Biomechanik, Biologie) und die klinischen Langzeitergebnisse von Hüftgelenktotalendoprothesen diskutiert. Leider ermöglichen die meisten der herangezogenen Gesichtspunkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt (noch) keine klare Entscheidung. Lediglich die unter Bio-Akzeptanz zusammengefaßten Wechselbeziehungen zwischen Implantat und Gewebe lieferten einige interessante Hinweise: Da der Knochenzement sofort maximale Primärstabilität garantiert, eignet er sich besonders gut für die Endoprothesenverankerung bei Patienten, die ihr Kunstgelenk sofort belasten. Haben dagegen Neubildung und Erhaltung von Knochen Vorrang vor der Primärstabilität, so spricht dies mehr für eine Verankerung ohne Knochenzement. Als Empfehlung für das praktische Vorgehen wäre daraus abzuleiten, daß Implantation ohne Knochenzement vor allem bei jüngeren Patienten (bis zum 70. Lebensjahr) und bei allen Wechseloperationen. Implantation mit Knochenzement dagegen vorwiegend bei älteren Patienten (jenseits des 70. Lebensjahres) angewandt werden sollten.

Abstract

The question of anchoring endoprostheses with or without cement is approached by analysing the following parameters: Frequency of application. costs, current medical and technological development, difficulty and duration of surgical procedure, acceptance by the tissues (seen from the aspects of Biomaterials, Biomechanics and Biology) and longstanding clinical results of the respective devices. Yet the majority of these parameters did not allow a clear decision.

Only the correlation between implant and tissue provided some interesting hints: Since bone cement guarantees immediate primary stability it is qualified especially for anchoring endoprostheses in patients who will put weight on their artificial joint right after the implantation. A fixation without bone cement could be favoured if new formation and preservation of bone have priority over primary stability.

From this derives the following recommendation for practical purposes: Endoprosthetic components should be anchored without cement in patients younger than 70 and in revisions, while bone cement may be used in patients over the age 70.