Z Orthop Unfall 1988; 126(3): 326-333
DOI: 10.1055/s-2008-1040210
© 1988 F. Enke Verlag Stuttgart

Korrekturosteotomie an Femur- und Tibiaschaft mit dem Verriegelungsnagel

Correcting Osteotomy of Femur and Tibia with Interlocking NailG. Friedebold, R. Kreusch-Brinker
  • Orthopädische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin im Oskar-Helene-Heim (Ärztl. Direktor: Prof. Dr. G. Friedebold)
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Durch die Erweiterung der intramedullären Stabilisierung mit metaphysär einzubringenden Schrauben hat sich die Indikationsstellung zur Anwendung des Nagels auch bei Korrekturosteotomien am Femur- und Tibiaschaft bis in die meta-diaphysären Grenzen erweitert. Im Zeitraum von 1982 bis 1986 wurden an der Orthopädischen Universitätsklinik im Oskar-Helene-Heim Berlin bei 36 Patienten Korrekturosteotomien an 16 Ober- und 21 Unterschenkeln durchgeführt. Gewählt wurde die offene Osteotomie durch eine zusätzliche kleine Hautinzision. Trotz Auftreten von 3 Infekten (8 %) kam es bis auf einen Fall zu einer knöchernen Konsolidierung der Osteotomie in der gewünschten Korrekturstellung. In 5 Fällen konnte ein zunächst erreichter Längengewinn nicht vollständig gehalten werden, da durch die erwünschte Belastung mit der Extremität eine geringe Einstauchung der Osteotomiezone akzeptiert werden mußte. Insbesondere bei schwer ernährungsgestörten Knochen nach multiplen Plattenosteosynthesen bzw. Fixateur externe-Stabilisierung erwies sich die Methode als biologisch adäquat und biomechanisch stabil. Die Frühbelastbarkeit des Beines stellt ein nicht zu unterschätzendes Angebot für die betroffenen Patienten dar. Der Eingriff ist prophylaktisch therapeutischer Natur, um eine klinisch manifeste, subjektiv belastende präarthrotische Achsdeformität vor der Ausbildung von Kontrakturen oder einseitigem Gelenkverschleiß zu bewahren. Der Verriegelungsnagel bietet alle therapeutischen Vorteile für die Knochenheilung und die sichere Wiederherstellung der geraden Beinachse, da die Form des Nagels in der sagittalen und frontalen Ebene nach zentralem Aufbohren des Knochens eine exakte Stellung von Femur und Tibia unter Berücksichtigung der physiologischen Ante- bzw. Retrokurvation vorgibt und eine Rotationsstabilität durch Verriegelung im kürzeren Fragment und Längsverklemmung im längeren Fragment gegeben ist. Osteotomieheilungsstörungen wie Pseudarthrosenbildungen sind bei der intramedullären Stabilisierung wesentlich seltener als nach Plattenosteosynthese.

Abstract

The indication for nailing a femur or tibia fracture has been extended by the method of interlocking up to the meta/diaphyseal zone. For the stabilisation of osteotomies in these regions, the nail was used in 16 cases of femur and 21 of tibia corrections between 1982 and 1986 in orthopedic university clinic Berlin. The osteotomies were done with a small skin incision in open way. Although there were three infections bone consolidation was succeeded in all but one patient with the planned axis. The first achieved gain in length could not be hold in five cases after removing the interlocking screws in order to give full weight bearing to the leg for callus formation. In situations of non-unions with wrong position of refracture of biologically troubled bones after plating the method of interlocking nail is stable and enables bone recovery after grafting by drilling. The possibility of early full weight bearing is a great advantage for the rehabilitation of patients, who had been suffering of the delayed healing of their leg. The nail itself preserves the right position of the bone in two dimensions, even if there are not exact fitting osteotomy fragments, and the interlocking screws secure the bone against malrotation.