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DOI: 10.1055/s-2008-1043116
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Schnell reversibler Verschluß im vertebrobasilären Stromgebiet: oft unerkannt?
Quickly reversible occlusion in the vertebrobasilar arteries: often misdiagnosed?Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung
Anamnese und Befunde: Ein 29jähriger Mann suchte wegen einer plötzlich aufgetretenen Koordinationsstörung aller Extremitäten und Kopfschmerzen zunächst ein auswärtiges Krankenhaus auf, aus dem er nach rascher Besserung der Symptomatik ohne klare Diagnose nach einigen Stunden wieder entlassen wurde. Wegen weiterbestehender diskreter Dysarthrie wurden Computer- und Kernspintomogramme des Schädels angefertigt, die beidseitige Kleinhirninfarkte zeigten. Als Ursache wurde ein kurzer embolischer Verschluß der distalen Arteria basilaris angenommen.
Therapie und Verlauf: Um erneute embolische Verschlüsse zu verhindern, wurde zunächst Heparin intravenös verabreicht. Da weder eine Emboliequelle noch anderweitige Ursachen nachgewiesen werden konnten, wurde der Patient nach 14 Tagen beschwerdefrei mit Acetylsalicylsäure (250 mg/d) zur Sekundärprophylaxe entlassen.
Folgerungen: Eine neurologische oder vaskuläre Ursache wird oft nicht in die Differentialdiagnose mit einbezogen, wenn es bei einem Basilarisverschluß zu einer schnellen Rekanalisierung und Rückbildung der neurologischen Symptomatik kommt. Die dann gestellten Verdachtsdiagnosen wie psychiatrische Erkrankung, Drogen- oder Alkoholabusus, Medikamentenintoxikation, Infektion oder Herzinfarkt führen nicht zur notwendigen Klärung der Ursache, so daß ein potentiell lebensbedrohlicher Zustand übersehen werden kann.
Abstract
History and findings: A 29-year-old man presented in another hospital because of discoordination of all extremities with sudden onset. After fast reversal of the symptoms, he was discharged without a clear diagnosis. Because of remaining discrete dysarthria, computed tomography and magnetic resonance imaging were performed which demonstrated bilateral cerebellar infarcts. The cause was assumed to be a transient embolic occlusion of the distal basilar artery.
Treatment and course: Intravenous heparin was started to prevent further occlusions. Because no source for emboli or other causes were found, the patient was discharged after 14 days on acetylic acid (250 mg/d) as secondary prevention therapy.
Conclusions: A vascular or neurological cause is often not considered when neurological symptoms are quickly reversible after a transient occlusion of the basilar artery. In these cases, the suspected diagnoses of psychiatric illness, alcohol abuse, drug intoxication, infection or myocardial infarction do not lead to the necessary investigations. Thus, a potentially lifethreatening situation may be disregarded.