Aktuelle Rheumatologie 1997; 22(2): 75-80
DOI: 10.1055/s-2008-1043633
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

,,Alternative" Verfahren in der Rheumatologie und in der Orthopädie

So-called "Alternative" Therapies in Rheumatology and OrthopaedicsG. M. Ostendorf
  • Wiesbaden
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Februar 2008 (online)

Abstract

Patients suffering from chronic painful diseases often inquire about so-called "alternative" or unconventional therapies where science-oriented "conservatively traditional" methods have frequently helped to alleviate symptoms without effecting a genuine cure. Although such ,,alternative" methods may surely often produce a marked placebo effect, it must be pointed out that so fare there has not been any proof of any specific effectivity. The only exception may be methods producing a direct irritation of skin or tissue provoking some kind of counter-irritation that may be effective. However, even with these methods, such as cupping or acupuncture, it would be advisable to examine whether the same treatment effect may be achieved by methods involving less interference with the patient's body, for example physiotherapy or electrotherapy. It is a truism that every patient and in particular also the chronic patient should have the benefit of best possible treatment. Hence, as a matter of principle only such methods should be employed that have definitely proved effective and where the efficacy definitely outranks the risks involved in side effects. For example, it should be ruled out that whereas a patient in an early stage of rheumatoid arthritis is not subjected to a basic treatment method that would most probably be effective, he is treated according to a method of highly doubtful merit. Even under the new all-pervading aspect of cost reduction only such methods can be OK'd whose effectiveness has been confirmed in accordance with generally recognised examination criteria. Physicians should therefore be wary of uncritical reports on claims of success achieved via seemingly highly technological newfangled methods. Before purchasing any (costly) equipment of this sort the physician must make sure that effectivity has been really established beyond doubt for the claimed indications. Finally, it is pointed out that the Federal German Board of Physicians and Statutory Health Insurance Bodies has issued guidelines regarding the non-eligibility for sickness insurance cover of electro-acupuncture, Mora/bioresonance therapy and soft/mid-laser therapy, since these are counted among those procedures that are not considered essential for adequate, meaningful and economic patient care and can therefore not be applied within the framework of statutory health insurance.

Zusammenfassung

Sogenannte ,,alternative" oder unkonventionelle medizinische Verfahren werden häufig von Patienten nachgefragt, die an chronischen schmerzhaften Erkrankungen leiden und bei denen die wissenschaftliche sogenannte ,,Schulmedizin" zwar häufig Linderung, jedoch keine echte Heilung bewirken kann. Obwohl diese Verfahren sicherlich häufig einen deutlichen Plazeboeffekt bewirken können, bleibt jedoch festzuhalten, daß ein Nachweis für eine spezifische Wirksamkeit bisher aussteht. Lediglich bei den Methoden, die einen direkten Haut- bzw. Gewebereiz setzen, ist ein gewisser Effekt im Sinne einer Gegenirritations-Therapie anzunehmen. Aber auch bei diesen Methoden, wie etwa dem Schröpfen oder der Akupunktur, ist jeweils zu überprüfen, ob der gleiche Behandlungseffekt nicht durch ein weniger eingreifendes Verfahren etwa aus dem Bereich der physikalischen Medizin oder der Elektrotherapie erreicht werden kann. Unter dem Aspekt einer bestmöglichen Behandlung gerade chronisch kranker Patienten sollten grundsätzlich nur solche Methoden angewandt werden, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist und deren Nutzen das Risiko von Nebenwirkungen deutlich übertrifft. So sollte es nicht vorkommen, daß etwa Patienten im Frühstadium einer chronischen Polyarthritis eine mit großer Wahrscheinlichkeit wirksame Basistherapie vorenthalten wird, um statt dessen Verfahren mit sehr zweifelhafter Effektivität einzusetzen. Aber auch unter dem zunehmend bedeutsamen Kostenaspekt können nur solche Methoden befürwortet werden, deren Wirksamkeit nach den allgemein anerkannten Prüfungsmaßstäben nachgewiesen ist. Unkritische Berichte über angebliche Erfolge gerade mit hochtechnologisch anmutenden neuen Methoden sollten daher von ärztlicher Seite kritisch beurteilt werden. Vor der Anschaffung einer entsprechenden (teuren) Apparatur sollte sich der Arzt darüber informieren, ob tatsächlich ein Wirksamkeitsnachweis bei den beanspruchten Indikationen erbracht worden ist. Schließlich sel noch auf die Tatsache hingewiesen, daß die Elektroakupunktur, die Mora-/Bioresonanz-Therapie und der Soft-/Mid-Laser nach den Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Einführung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB-Richtlinien) zu den Verfahren gerechnet werden, die für eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung der Versicherten nicht erforderlich sind und daher in der kassen- und vertragsärztlichen Versorgung nicht angewendet werden dürfen. Entsprechende Einschränkungen finden sich auch in den Beihilferichtlinien.

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