Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2008; 40(1): 26-27
DOI: 10.1055/s-2008-1044049
Forschung
Neues aus der Onkologie
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Am Lungenkarzinom beteiligte Gene definiert: Erste vollständige Kartierung des humanen Adenomkarzinoms der Lunge

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Publication Date:
02 April 2008 (online)

Am Lungenkarzinom beteiligte Gene definiert: Erste vollständige Kartierung des humanen Adenomkarzinoms der Lunge

Durch Genveränderungen, Deletionen, SNPs und falsches Ablesen werden Signalwege in der Zelle gestört und unter Umständen unkontrollierte Zellproliferationen ermöglicht. In einem breit angelegten Forschungsprojekt untersuchten Wissenschaftler des MIT, Boston, unter Matthew Meyerson, der Harvard University, des US-amerikanischen Human Genom-Research Institute (NHGRI), des NCI (National Cancer Institute) sowie Dr. Roman Thomas, Max-Planck-Institut für neurologische Forschung, Köln, sämtliche DNA-Veränderungen beim Lungenkarzinom. Als Basis dienten 371 aus 500 ausgewählten Biopsien, die mit SNP-Arrays analysiert wurden. Jeweils 250 000 DNA-Bausteine konnten so erfasst werden. Für deren Auswertung wurde ein neues Verfahren namens „Genomic Identification of Significant Targets in Cancer” (GISTIC) entwickelt, das nur die relevanten Gen-Veränderungen wiedergibt. Tumore, auch Lungentumore, sind genetisch sehr inhomogen, nur ein kleiner Anteil trägt die gleichen genetischen Veränderungen. Allerdings fanden die Wissenschaftler diesmal in 12 % der Krebsfälle ein gleiches mutiertes Gen, das sich stark vervielfältigt und gewöhnlich für die Entwicklung der Lunge kodiert. Wurde dieses Gen TITF1 in den Tumoren ausgeschaltet, verringerte sich das Wachstum der Tumore. Hier ist möglicherweise ein neuer Ansatz für die Krebsbekämpfung gefunden.

Genetisch verändertes Lungenkrebsgewebe: Die Zellkerne sind blau gefärbt, die Proteinprodukte des hochgradig vervielfältigten TITF-Gens fluoreszieren rot. Die gelbe Box zeigt einen einzelnen Zellkern.
Bild: Matthew Meyerson

Max-Planck-Forscher Dr. Thomas stellt nun einen eigenen Forschungsverbund aus Onkologen, Klinikern, Pathologen, Zellbiologen und Biostatistikern zusammen. Gemeinsam sollen bis 1000 humane Lungentumore genetisch analysiert werden. Neben der genetischen Dechiffrierarbeit der einzelnen Tumor-DNA soll gleichzeitig der Verlauf der Krebserkrankung beim Patienten in der Klinik verfolgt werden. Prof. Thomas: „Von der gleichzeitigen Untersuchung klinischer und genetischer Varianten erhoffen wir, unsere Patienten zukünftig noch gezielter behandeln zu können.” Der Max-Planck-Forscher wird auf praktischem Gebiet mit dem Zentrum für integrierte Onkologie in Köln-Bonn zusammenarbeiten.

Quelle: Pressinformation Max-Planck- Gesellschaft 7. 11. 2007; Nature online, 4. 11. 2007

Richard E. Schneider

Tübingen

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