Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2008; 52(1): 4-12
DOI: 10.1055/s-2008-1044067
Originalia
Wissen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Der Chinarindenversuch - Schlüsselexperiment für die Homöopathie?[1]

Birgit  Lochbrunner
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 May 2008 (online)

Zusammenfassung

Es wird die Frage untersucht, welche Bedeutung der Chinarindenversuch für die Homöopathie und ihr Verständnis hat. In der Pharmakologie/Toxikologie sowie durch Versuche mit Chinarinde und Chinin konnten Hahnemanns Symptome aus 1790 nicht eindeutig bestätigt werden. In der hier vorstellten Rezeptionsgeschichte hat er eine untergeordnete Rolle. Er entspricht auch nicht den Kriterien einer homöopathischen Arzneimittelprüfung. Die Charakterisierung als Schlüsselexperiment und Plattform im Diskurs um die Homöopathie scheint nicht gerechtfertigt.

Summary

The significance of the Chinabark-attempt for homoeopathy and its understanding is examined. Hahnemann's symptoms from 1790 could not be confirmed definitely through pharmacological/toxicological trials. In the reception history presented here, it only bears a secondary significance. Furthermore it does not represent the criteria of a homoeopathic remedy-proving. The characterization as a key-experiment and a platform for discussion about homoeopathy seems not adequate.

01 Stark gekürzte Fassung der am 30.11.2007 in Stuttgart mit dem Hans-Walz-Förderpreis für Arbeiten zur Homöopathiegeschichte ausgezeichneten Promotionsarbeit.

Literatur

  • 01 Allen C F. Encyclopaedia of Materia Medica Pura. Vol 3 und 10, Philadelphia 1870-79, Reprint New Delhi; B.Jain Publisher 1998
  • 02 Ameke W. Entstehung und Bekämpfung der Homöopathie. Berlin; Janke 1884: 108
  • 03 Barthel P. Hahnemanns Vermächtnis, der Chinarindenversuch - 1997.  ZKH. 1998;  42. 29
  • 04 Bayr G. Hahnemanns Selbstversuch mit Chinarinde im Jahre 1790. Heidelberg; Haug 1989
  • 05 Behring E von. Über Heilprinzipien, insbesondere über das ätiologische und isopathische Heilprinzip.  DMW. 1898;  24 66
  • 06 Bradford T L. Index to Homoeopathic Provings. Philadelphia; Boericke & Tafel 1901: 98
  • 07 Burnett J C. Ecce Medicus. Hahnemann as a Man and as a Physician. London; The Homoeopathic Publishing company 1881: 48
  • 08 Donner F. Auszüge aus Arbeiten führender Klassiker der naturwissenschaftlichen Homöopathie.  AHZ. 1932;  177 221-258
  • 09 Donner F. Quellenverzeichnis der Arzneimittelprüfungen von 800 der wichtigsten homöopathischen Heilmittel. Berlin; Haug 1937: 24
  • 10 Grudzinski T von. Zur Interpretation von Hahnemanns Chinarprüfung.  ZKH. 1990;  34 173
  • 11 Hahnemann S. William Cullen's Abhandlung über die Materia medika. 2. Band Leipzig; Schwickertscher Verlag 1790: 107 f
  • 12 Hahnemann S. Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen nebst einiger Blicke auf die bisherigen. Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst. Hufeland C. W. (Hrsg.), 2. Bd. 4. Stück Jena; Academische Buchhandlung 1796: 435
  • 13 Hahnemann S. Auszug eines Briefes an einen Arzt von hohem Range, über die höchst nöthige Wiedergeburt der Heilkunde.  Allgemeiner Anzeiger der Deutschen. 1808;  343 3729-3741
  • 14 Hahnemann S. Reine Arzneimittellehre nebst einer Abhandlung der Quellen der gewöhnlichen Materia Medica. 3. Theil, 2. Aufl. Arnoldische Buchhandlung 5. Nachdruck Dresden; Heidelberg; Haug 1991: 99
  • 15 Jansen P. et al . Randomised controlled trial of hydroquinine in muscle cramps.  The Lancet. 1997;  349 531
  • 16 Jörg H J G. Critische Hefte für Aerzte und Wundärzte. 2. Heft Leipzig; Carl Cnobloch 1822: 14
  • 17 Krämer H-J, Habermann E. Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie.  Deutsches Ärzteblatt. 1997;  94 A-1811 f
  • 18 Stapf E. Laudatio. Zum 50. Doktorjubiläum. Archiv für die homöopathische Heilkunst. 9. Band, drittes Heft Reclam 1829: 116-117
  • 19 Tischner R. Geschichte der Homöopathie. Leipzig; Willmar Schwabe 1939: 161-184
  • 20 Walach H. Psychologie, Wissenschaftstheorie, philosophische Grundlagen und Geschichte. Stuttgart; Kohlhammer 2005: 38

Anmerkungen

01 Stark gekürzte Fassung der am 30.11.2007 in Stuttgart mit dem Hans-Walz-Förderpreis für Arbeiten zur Homöopathiegeschichte ausgezeichneten Promotionsarbeit.

02 C.F. Allen veröffentlichte in Bd. 10 seiner Arzneimittellehre [1] die Ergebnisse einer Untersuchung von Walker, wobei die Originaldaten nicht zugänglich waren.

03 Da die Originalarbeit nicht auffindbar ist, beziehen sich die Angaben auf Donners Artikel [7].

04 Vgl. dazu den Artikel von Grudzinski [9].

05 Vom Fachbereich Humanmedizin an der Phillips-Universität Marburg am 2.12.1992 mehrheitlich verabschiedet.

Dr. med. Birgit Lochbrunner

Albrechtstr. 6

45130 Essen