Zusammenfassung
Es wird die Frage untersucht, welche Bedeutung der Chinarindenversuch für die
Homöopathie und ihr Verständnis hat. In der Pharmakologie/Toxikologie sowie durch
Versuche mit Chinarinde und Chinin konnten Hahnemanns Symptome aus 1790 nicht
eindeutig bestätigt werden. In der hier vorstellten Rezeptionsgeschichte hat er
eine untergeordnete Rolle. Er entspricht auch nicht den Kriterien einer homöopathischen
Arzneimittelprüfung. Die Charakterisierung als Schlüsselexperiment und Plattform
im Diskurs um die Homöopathie scheint nicht gerechtfertigt.
Summary
The significance of the Chinabark-attempt for homoeopathy and its understanding
is examined. Hahnemann's symptoms from 1790 could not be confirmed definitely
through pharmacological/toxicological trials. In the reception history presented
here, it only bears a secondary significance. Furthermore it does not represent
the criteria of a homoeopathic remedy-proving. The characterization as a key-experiment
and a platform for discussion about homoeopathy seems not adequate.
Schlüsselwörter
Chinarindenversuch - Schlüsselexperiment - Habermann - Hahnemann - Arzneimittelprüfung
Keywords
Chinabark-attempt - key experiment - Habermann - Hahnemann - remedy proving
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Anmerkungen
01 Stark gekürzte Fassung der am 30.11.2007 in Stuttgart mit dem Hans-Walz-Förderpreis
für Arbeiten zur Homöopathiegeschichte ausgezeichneten Promotionsarbeit.
02 C.F. Allen veröffentlichte in Bd. 10 seiner Arzneimittellehre [1] die Ergebnisse einer Untersuchung von Walker, wobei die Originaldaten nicht
zugänglich waren.
03 Da die Originalarbeit nicht auffindbar ist, beziehen sich die Angaben auf Donners
Artikel [7].
04 Vgl. dazu den Artikel von Grudzinski [9].
05 Vom Fachbereich Humanmedizin an der Phillips-Universität Marburg am 2.12.1992
mehrheitlich verabschiedet.
Dr. med. Birgit Lochbrunner
Albrechtstr. 6
45130 Essen