Gesundheitswesen 2008; 70(2): 77-80
DOI: 10.1055/s-2008-1046774
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss der demographischen Entwicklung auf Gesundheitsausgaben in Deutschland: Eine Analyse unter Berücksichtigung der Ausgaben Versterbender

Impact of Demographic Changes on Health Care Expenditure in Germany: An Analysis Considering the Expenditures of DecedentsA. Gandjour 1 , P. Ihle 2 , I. Schubert 2
  • 1Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universität zu Köln, Köln
  • 2PMV forschungsgruppe an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universität zu Köln, Köln
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 March 2008 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Ziel der Arbeit war es, den Einfluss der demographischen Entwicklung auf die zukünftigen Gesundheitsausgaben der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung unter Berücksichtigung der Ausgaben Versterbender und Überlebender nach Alter zu bestimmen. Anhand der Daten von 269 646 AOK-Versicherten in Hessen im Alter von bis zu 99 Jahren aus den Jahren 2000/2001 wurden Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben der Kranken- und Pflegeversicherung (ambulant, stationär, Rehabilitation und Pflege) nach Alter und Status als Versterbende (Tod innerhalb der nächsten 12 Monate) oder Überlebende bestimmt. Zur Berechnung zukünftiger Gesundheitsausgaben wurden für jedes Alter heutige Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben Überlebender und Versterbender mit der prognostizierten bundesweiten Zahl Überlebender und Versterbender in den Jahren 2020, 2035 und 2050 multipliziert und die Ausgaben aller Altersstufen aufsummiert. Die Arbeit zeigt, dass der demographiebedingte Ausgabenanstieg bis 2050 insgesamt bei 20% und jährlich stets unter 1% liegt. Wird gleichzeitig die schrumpfende Arbeitnehmerzahl berücksichtigt, zeigt sich ein demographiebedingter Anstieg der Gesundheitsausgaben je Arbeitnehmer um 57% bis 2050 (ohne Differenzierung der Kosten nach Überlebenden und Versterbenden). Mit Differenzierung der Kosten nach Überlebenden und Versterbenden fällt der geschätzte Kostenanstieg um mehr als 10% (oder 7 Prozentpunkte) niedriger aus.

Abstract

The purpose of this study was to evaluate the impact of demographic changes on future health care expenditure of the German social health insurances considering the expenditures of survivors and decedents by age. The study analysed data from 269,646 members up to the age of 99 years of the AOK - one of Germany's largest social health insurers - in the State of Hesse in 2000/2001. In order to determine future health care expenditures, per-capita expenditures by age for outpatient, inpatient, rehabilitation, and nursing services of survivors and decedents (death within the next 12 months) were multiplied by the estimated number of survivors and decedents by age in Germany in 2020, 2035 und 2050. Expenditures for all ages were summed together. The paper shows that demographic changes until 2050 will lead to an increase of health care expenditures by 20% in total or less than 1% annually. Considering the future re-duction in workforce, demographic changes until 2050 will result in an estimated increase in health care expenditures per employee by about 57% (undifferentiated model). Considering the cost of survivors and decedents separately, this increase will amount to 50%. Hence, undifferentiated models overestimate the impact of demographic changes by about 10%.