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DOI: 10.1055/s-2008-1046795
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Muster und Verlauf des Konsums psychoaktiver Substanzen im Jugendalter - Die Bedeutung von Kohärenzsinn und Risikowahrnehmung
Patterns and Course of Psychoactive Drug Use During Adolescence: the Relevance of Risk Perceptions and Sense of Coherence as Protective FactorsPublication History
Publication Date:
05 March 2008 (online)


Zusammenfassung
Ziel dieser Untersuchung ist die Beschreibung und Analyse von Mustern und Verläufen des Konsums psychoaktiver Substanzen bei Jugendlichen über einen Zeitraum von 3 Jahren und 6 Monaten. Darüber hinaus soll die Relevanz der Merkmale Risikoeinschätzung und Kohärenzsinn für den Substanzkonsum untersucht werden. Hierzu wurden die Daten von 318 Schülerinnen und Schülern im Alter von 13 bis 16 Jahren ausgewertet, welche in halbjährlichen Befragungen zwischen den Jahren 2003 und 2006 (qualitativ) mit Interviews und (quantitativ) mit Fragebögen erhoben wurden. Konsumerfahrungen mit illegalen Drogen sind in dieser Altersgruppe relativ weit verbreitet, der regelmäßige Konsum dieser Substanzen ist aber selten (6% bei Alkohol, 4,7% bei Cannabis). Das Konsumverhalten steht in einem engen aber komplexen Zusammenhang mit der Risikowahrnehmung der Konsumenten. Die Jugendlichen schätzen solche Risiken, welche von ihrem eigenen Konsumverhalten ausgehen, generell geringer ein als das Risiko für Menschen im Allgemeinen. Das salutogenetische Merkmal des Kohärenzsinns macht moderate Konsumverläufe prognostizierbar: Jugendliche mit einer hohen Ausprägung des Kohärenzsinns zu Beginn der Studie konsumierten zum letzten Befragungszeitpunkt weniger häufig oder gar nicht und zeigten auch im Konsumverlauf seltener Phasen exzessiven Substanzgebrauchs. Präventionsprogramme sollten daher weniger auf die Darstellung „abstrakter Gefahren” von Drogen setzen, wie dies auch heute noch im Rahmen suchtpräventiver Furchtappelle geschieht, sondern verstärkt die persönliche Vulnerabilität ansprechen, die Autonomie von Risikoentscheidungen hervorstellen und kontinuierliche, über Einzelmaßnahmen und Präventionscurricula hinausgehende Maßnahmen zum Aufbau von Re-silienz und Lebenskompetenz im Sinne generalisierter Widerstandsressourcen anbieten.
Abstract
Objectives: To describe the patterns and course of use of psychoactives among adolescents and to analyse the relevance of risk perceptions and sense of coherence as protective factors.
Methods: Patterns of use were examined in a prospective longitudinal design (follow up period=3.5 years) in a non-clinical sample (n=318) between the years 2003 and 2006.
Results: Patterns of use showed a tight but complex connection with risk perceptions of users. Adolescents consider the risks associated with their own use to be smaller as the risks for users in general. Furthermore salutogenetic factors proved to be relevant in patterns and course of use: Adolescents showing a high degree of sense of coherence at the outset of the study, consumed alcohol and cannabis less frequently or not at all at the end of the survey. Moreover fewer phases of excessive substance use during the survey were found in this group.
Conclusions: Substance abuse prevention programmes need a lesser focus on depiction of abstract dangers associated with substance use and a greater focus on personal vulnerability. Such programmes require also suitable steps for building up resilience and competencies for managing the daily hassles in life.
Schlüsselwörter
Drogen - Salutogenese - Kohärenzsinn - Risikowahrnehmung - Jugendliche - Längsschnittstudie - Suchtprävention
Key words
drug use - salutogenesis - sense of coherence - risk perception - adolescents - longitudinal study - substance abuse prevention programmes