Aktuelle Rheumatologie 1992; 17(6): 173-177
DOI: 10.1055/s-2008-1047369
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kniegelenkspropriozeption bei der chronischen Polyarthritis

Proprioception of the Knee Joint in Rheumatoid ArthritisS.  Sell , J.  Zacher , S.  Lack , S.  Goethe1
  • Orthopädische Universitätsklinik Tübingen
  • 1Staatliches Rheumakrankenhaus Wildbad
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Publication History

Publication Date:
18 February 2008 (online)

Abstract

After clinical and radiological examination proprioception was measured in 48 knee joints of patients with rheumatoid arthritis and 40 patients with no evidence of knee disease. In all arthritic knee joints the proprioception was significantly affected. Correlations between proprioception and clinical/radiological stage of the disease were found. The effect of an elastic bandage was positive in all the cases tested (p <0.05). A decline in proprioception correlated with the pain stage. Walking ability and range of motion did not significantly influence proprioception. Patients who received physical treatment showed an improved joint position sense - which underlines its important place in the treatment of patients with rheumatoid arthritis.

Zusammenfassung

An 48 Kniegelenken bei 30 Patienten mit einer diagnostisch gesicherten chronischen Polyarthritis und im Vergleich bei einem Normalkollektiv mit 40 Probanden wurde nach der klinischen und radiologischen Untersuchung die Kniegelenkspropriozeption mit einem aktiven und einem passiven Testverfahren untersucht. Es zeigte sich bei den entzündlich veränderten Kniegelenken eine signifikant schlechtere Propriozeption in allen durchgeführten Testverfahren. Die gestörte Propriozeption trägt in jedem Stadium der Erkrankung mit zur Verschlechterung der artikulären Gesamtsituation bei. Besonders ausgeprägt kommt diese Störung in den fortgeschrittenen klinischen und röntgenologischen Stadien der Erkrankung zum Ausdruck. Bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen führte die Kniegelenksbandage zu einer eindeutigen Verbesserung der Propriozeption. Das Ausmaß der Propriozeptionsstörung war abhängig von klinischen Parametern wie der Schmerzsymptomatik. Keinen signifikanten Einfluß auf die Kniegelenkspropriozeption hatten das Bewegungsausmaß, die Gehstrecke und die Beweglichkeit des Kniegelenkes. Bei der Untersuchung der Propriozeption in Abhängigkeit von den röntgenologischen Schweregraden der Erkrankung zeigte sich eine Korrelation zwischen Stadium I gegenüber Stadium II bis V zusammengefaßt. Bei Patienten, die in kontinuierlicher krankengymnastischer Behandlung waren, fand sich eine bessere Propriozeption als bei den unbehandelten Patienten. In der Mitbehandlung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen sollten also krankengymnastische Techniken - insbesondere aber auch solche zur Verbesserung der Propriozeption, wie die propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) - eine wichtige Rolle spielen.

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