Klin Monbl Augenheilkd 1986; 188(2): 128-132
DOI: 10.1055/s-2008-1050595
© 1986 F. Enke Verlag Stuttgart

Lokalanästhesie mit akzidenteller Bulbusperforation - ein akuter Notfall?*

Inadvertent Injection of Local Anesthetics into the Eye: - an Emergency?H. Lincoff, I. Kreissig
  • Department of Ophthalmology, New York Hospital-Cornell Medical Center, New York
    Univ.-Augenklinik Tübingen, Abteilung Erkrankungen der hinteren Augenabschnitte (Direktor: Prof. Dr. I. Kreissig)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 69. Tagung der Württembergischen Augenärztlichen Vereinigung am 27. 4. 1985 in Tübingen.
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Publication History

Manuskript erstmals eingereicht 15.8.1985

Zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 26.9.1985

Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Bericht über 3 Patienten, bei denen akzidentell Lidocain intraokular injiziert worden war. Als Folge davon kam es: 1. Zu einem Hornhautödem - bedingt durch intraokularen Druckanstieg. 2. Zu einer mydriatischen und lichtstarren Pupille und 3. zu einem Visusabfall auf Lichtschein. Die Netzhautfunktion begann sich nach 14 Stunden gering zu bessern, nach 16 Stunden war eine völlige Wiederherstellung der Pupillenreaktion und der Netzhautfunktion vorhanden. In einem nachfolgenden Tierexperiment (4 Katzen, 13 Kaninchen) wurde die intraokulare Wirkung von Lidocain, Epinephrin und Hyaluronidase weiter analysiert. Sowohl die Hornhautbefunde als auch die Pupillenreaktionen der Tiere entsprachen den Beobachtungen bei den 3 Patienten. Zur Beurteilung der Netzhautfunktion der Tiere wurde ein ERG abgeleitet. Es wurde gefunden, dass die b-Welle, die der Funktion der inneren Netzhautschichten entspricht, durch intraokulare Lidocaininjektion erlischt und erst nach 4 Stunden wieder voll vorhanden ist. Anschließende elektronenmikroskopische Untersuchungen der enukleierten Tieraugen ergaben keine medikamentenspezifischen oder pathologischen Netzhautveränderungen. Weder bei den ersten beiden Patienten noch bei den Versuchstieren konnte nach intraokularer Injektion von Lidocain, Epinephrin oder Hyaluronidase eine dauerhafte Schädigung der Netzhaut noch ein irreversibler Sehverlust beobachtet werden.

Summary

A report on 3 instances of accidental injection of lidocaine into the eye. Among the immediate reactions were (1) development of corneal edema due to an abrupt rise in intraocular pressure, (2) dilatation and paralysis of the pupil, (3) decrease of visual acuity to light perception. In 2 of the patients pupillary reaction and retinal function recovered completely; the third developed a permanent field defect. The effects of intraocular injection of lidocaine, epinephrine and hyaluronidase were subsequently studied in an animal model. The corneal and pupillary reactions of the animals correlated with those of the 3 patients. The b-wave of the electroretinogram, representing the function of the internal retinal layers, was temporarily extinguished but recovered completely after 4 hours. Subsequent light and electron microscopic study of the animal retinas did not reveal any drug induced damage. Following intraocular injection of lidocaine, epinephrine, or hyaluronidase permanent damage to the retina or irreversible reduction in visual acuity was observed neither in the first 2 patients nor in the animals.