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DOI: 10.1055/s-2008-1053286
Luxationshüfte und Vorsorgeuntersuchung
Congenital Dislocation of the Hip and Preventive ExaminationPublication History
Publication Date:
18 March 2008 (online)
Zusammenfassung
Der vorgelegte Bericht über die Möglichkeiten und Grenzen der Vorsorgediagnostik in ihrer Bedeutung für die Prophylaxe der Luxationshüfte stützt sich auf langjährige praktische Erfahrungen mit der Vorsorge und auf ebensolanger Beschäftigung mit den Themen Schräglage und Luxationshüfte. Er gibt eine Übersicht über die verschiedenen Formen des fehlentwickelten Hüftgelenks und geht, nach kurzer Besprechung von Genese und Prognose dieser verschiedenen Formen, auf deren unterschiedliche Diagnostik ein. Zur Diagnostik sind zwei Untersuchungsschwerpunkte von Bedeutung, die Neugeborenenzeit und der 4. Lebensmonat.
In der Neugeborenenzeit läßt ein positives Roser-Ortolani-Zeichen ein instabiles Hüftgelenk erkennen. Weitere klinische Symptomatik findet sich bei der viel selteneren angeborenen Hüftluxation. Die Chance der Neugeborencnuntersuchung besteht in der Möglichkeit sofortiger Behandlung der instabilen Hüfte. Durch diese vorsorgliche Behandlung wird in der Regel bei geringem Risiko, statt der möglichen Fehlentwicklung zur Hüftluxation, eine normale Hüftgelenksentwicklung erreicht. Diese Möglichkeiten in der Neugeborenenzeit werden begrenzt vom Grad der Erfahrung und dem Ausmaß der kollegialen Zusammenarbeit von Untersuchern und Therapeuten.
Beim zweiten Untersuchungsschwerpunkt, im 4. Lebensmonat, sollen die postpartal fehlentwickelten Hüftgelenke erkannt werden. Im Gegensatz zur Eindeutigkeit des klinischen Hüftgelenkbefundes in der Neugeborenenzeit sind im 4. Lebensmonat eindeutige klinische Hüftgelenkssymptome nur bei den schwersten Formen der Luxationshüften zu erwarten. Schräglagesymptomatik kann eine Luxationshüfte allenfalls vermuten lassen. Ein nicht geringer Teil der Luxationshüften bietet aber keine klinische Symptomatik. Die diagnostische Entscheidung kommt daher der Röntgenuntersuchung zu. Zur Hüftröntgenuntcrsuchung werden die Säuglinge ausgewählt, die aufgrund von Anamnese oder klinischem Hüftbefund zu einer Gruppe mit höherem Risiko einer Luxationshüfte zuzuordnen sind - ein Kompromiß mit der Forderung der Orthopäden nach einer Hüftgelenkröntgenreihenuntersuchung.
Aber auch mit der technisch einwandfreien Hüftröntgenaufnahme ist im 4. Lebensmonat nicht in allen Fällen ein eindeutiges Urteil über Normal- oder Fehlentwicklung eines Hüftgelenkes möglich. Die Unmöglichkeit eindeutiger Klärung in vielen Fällen auf der einen Seite, die Möglichkeit schonender und wirksamer vorsorglicher Spreizhosenbehandlung auf der anderen Seite, führt in der Praxis dazu, alle röntgenologisch nicht sicher normal entwickelten Hüftgelenke mit Spreizhosen zu behandeln. Damit liegt die Zahl der mit Spreizhosen behandelten Säuglinge weit über der zu erwartenden Zahl von Luxationshüften.
Dies konnte bei einer statistischen Erhebung in der eigenen Praxis gezeigt werden. Diese Erhebung deckte aber auch die für den Pädiater erschreckend große Zahl der bei der Befolgung der Röntgenindikationsliste notwendigen Hüftröntgenuntcrsuchungen auf. So sehr Zurückhaltung gegenüber genetisch belastenden Röntgenuntersuchungen geboten ist - und der Kinderarzt hat weit mehr als nur Röntgenuntersuchungen der Hüftgelenke zu verantworten - so sehr läuft der Gefahr, Luxationenüften zu übersehen, der Abstriche an der Indikationsliste macht. Ein Abwägen der Güter, genetisch belastende Röntgenaufnahmen auf der einen und Übersehen von Luxationshüften auf der anderen Seite, geht über den Rahmen dieser Arbeit hinaus und bleibt als offene Frage bestehen.
Abstract
The present report on the possibilities and limitations of screening and its importance for the prevention of congenital hip dislocation is based on many years of practical experience in preventive mediane and equally extensive study of oblique presentation and congenital dislocation of the hip joint. The paper presents a review of the various forms of malformation of the hip and following a short discussion of the origins and prognoses of these various forms, deals with the various diagnoses. Two main examination periods are important for diagnosis: the neonatal period and the 4th month of life.
In the neonatal period a hip joint is unstable if the Roser-Ortolani sign is positive. Other clinical symptoms are found in addition in the much rarer congenital dislocation of the hip. The advantage of examination in the neonatal period is that it enables the unstable hip joint to be treated immediately. As a rule this preventive treatment, involving little risk, results in normal development of the hip joint, instead of the possible defective development to hip dislocation. These possibilities in the neonatal period are limited by the degree of experience and the extent of cooperation between examiners and therapists.
In the second main examination period, in the 4th month of life, the malformations which occur post partum should be identified. In contrast to the obviousness of the clinical hip joint findings in the neonatal period,, clear clinical hip joint symptoms can only be expected in the 4th month of life with the most severe forms of hip dislocation. At best, a dislocated hip may be suspected if there are symptoms of oblique presentation. However, a not inconsiderable number of dislocated hips are devoid of clinical symptoms. Diagnosis therefore depends on X-ray examination. Only infants allocated to a group more likely to have a dislocated hip in the light of case history of clinical findings are selected for hip X-rays - a compromise with orthopedists' demands for radiological screening of hip joints. However, even with technically perfect hip X-rays it is not possible in the 4th month to judge conclusively whether a hip joint is developing normally or not. As a result of this inability to diagnose definitively in mang cases and with the possibility of gentle, effective treatment with an expanding cast, all hip joints which cannot be conclusively diagnosed as normal are treated with an expanding cast. Thus, the number of infants treated with expanding casts is far higher than the number of dislocated hips to be expected.
This was demonstrated by a statistical analysis of the author's own patients. However, this analysis also revealed the frighteningly high number (for pediaricians) of hip X-rays required if the X-ray indication list is adhered to. However much restraint is called for in the use of X-ray examinations - and pediatricians have to answer for much more than merely X-rays of the hip joint - those who restrict the indication list run an equally dangerous risk of overlooking dislocated hips. The question of choosing between the genetic load of X-ray examinations on the one hand and overlooking dislocated hips on the other is beyond the scope of this paper and the question is therefore left open.