Z Orthop Unfall 1998; 136(4): 293-297
DOI: 10.1055/s-2008-1053740
© 1998 F. Enke Verlag Stuttgart

Reproduzierbarkeit von radiologischen Arthrosemerkmalen

Evaluierung eines Scores zur radiologischen Klassifikation von degenerativen Veränderungen bei GonarthroseReproducibility of Radiological Features of OsteoarthritisEvaluation of a Score for the Radiological Classification of Degenerative Changes in Osteoarthritis of the Knee JointH. Schroeder-Boersch, P. Töws, L. Jani
  • Orthopädische Klinik Mannheim, Klinische Fakultat der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Problemstellung: Die radiologische Verlaufsbeurteilung der Gonarthrose wird üblicherweise mit Hilfe etablierter Klassifikationen vorgenommen. Nachteilig ist dabei, daß bestimmte Arthrosemerkmale immer gekoppelt sind, obwohl sie unabhängig voneinander auftreten können.

Material und Methode: Auf der Grundlage einer Publikation von Scott u. Mitarb. (1993) wurde ein deutschsprachiger Gonarthrose-Score entworfen. Zunächst wurden 100 Röntgenverlaufsserien von Kniegelenken nach Jäger und Wirth, Kellgren und Lawrence sowie nach dem sog. Punktscore bewertet. Nach letzterem wurden anschließend 200 Kniegelenks-Röntgenbilder von sechs Untersuchern zweimal im Abstand von 3 Monaten beurteilt.

Ergebnisse: Als die zuverlässigsten Beurteilungskriterien für die inter-observer-Reliabilität erwiesen sich die Ausbildung medialer Osteophyten, die mediale Gelenkspaltverschmälerung, die die Ausbildung von patellaren Osteophyten sowie das Vorhandensein einer Chondrokalzinose. Bei mindestens 4 der 6 Untersucher fand sich eine hohe übereinstimmende Beurteilung dieser Kriterien. Bezüglich der intra-observer-Reliabilität war die Beurteilungszuverlässigkeit gut, wobei mit steigendem Ausbildungsgrad eine höhere Reproduzierbarkeit erreicht wurde.

Schlußfolgerung: Ein gewisses Maß an Routine in der Beurteilung von Röntgenbildern ist erforderlich, um bei der Anwendung des Scores zu einem konstanten Ergebnis zu gelangen. Der Einsatz des Punktscores wird voraussichtlich wegen des Zeitaufwandes weniger in der täglichen Routine erfolgen, als vielmehr bei der Klassifizierung von degenerativen Kniegelenksveränderungen im zeitlichen Verlauf bei wissenschaftlichen Studien.

Abstract

Introduction: The radiological assessment of osteoarthritis of the knee joint in longitudinal studies is usually performed with established classifications. It is disadvantageous that these features are always combined to describe a certain stage of the disease, even though they can develop independently.

Methods: A german score based on a publication by Scott et al. (1993) was designed. At first 100 X-ray series of knees were evaluated using the Jäger & Wirth, the Kellgren & Lawrence classification and the point score. Six observers then evaluated 200 anonymised radiographs of knee joints twice within 3 months.

Results: The most reliable criteria for the inter-observer reliancy were medial osteophytes, medial joint-line narrowing, patella osteophytes and chondrocalcinosis. At least 4 out of 6 observers had a high match in these criteria. The reproducability of most of the individual radiographic features was good, with a higher level of orthopaedic training resulting in a higher consistency of the score.

Discussion: A certain level of orthopaedic training is necessary for consistent results. The main focus of the score will be less the daily routine assessment of radiographs of the knee joint, but more the scientific assessment of radiographic progression of osteoarthritis in longitudinal studies.