Aktuelle Urol 1997; 28(5): 263-268
DOI: 10.1055/s-2008-1054286
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Sekundäre subpelvine Stenosen

Secondary Ureteropelvic Junction ObstructionE. Buss, G. D'Elia, R. Gillitzer, J. Fichtner, M. Fisch, R. Hohenfellner
  • Urologische Klinik und Poliklinik im Klinikum der Johannes-Gutenberg Universität Mainz
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung:

Durch Veränderungen der Druckverhältnisse im Bereich des unteren Harntraktes kann eine latente subpelvine Enge zu einer klinisch relevanten Subpelvinstenose werden (Ping-Pong-Effekt). Hinsichtlich dieser Pathophysiologie haben wir unser Krankengut retrospektiv analysiert. Innerhalb der letzten zehn jahre fanden sich 15 Patienten, bei denen eine sekundäre Subpelvinstenose auftrat. Die Beurteilung der primären Ausscheidungsurogramme ergab diskrete radiologische Zeichen einer kompensierten subpelvinen Enge: ein extrapelvines Nierenbecken mit zarten Kelchen, ein Psoasrandphänomen mit einem hohen Harnleiterabgang, Langnieren mit polikalikalem System oder andere Formen einer relativen subpelvinen Engstellung. Als ursächliches Ereignis für die Dekompensation im Bereich des pyeloureteralen Übergangs fanden sich eine Harnableitung mit Mainz-Pouch (n = 8), ein Zustand nach Ureteroneozystostomie (n = 2), ein Morbus Ormond (n = 2), eine zunehmende infravesikale Obstruktion (n = 2) und ein prävesikaler Harnleiterstein (n = 1). Bei 6 von 15 Patienten blieb die Subpelvinstenose asymptomatisch kompensiert und konnte konservativ behandelt werden. In 7 Fällen mit zunehmender Dekompensation und persistierenden Schmerzen wurde eine Nierenbeckenplastik durchgeführt. Eine Patientin war drei Monate nach Entlastung mit einer Nephrostomie bei guten Abflußverhältnissen beschwerdefrei, ein Patient konnte nicht nachbeobachtet werden. Bei entsprechendem Krankheitsverlauf und auffallender Befundkonstellation im Infusionsurogramm sollte die Möglichkeit der Entstehung einer sekundären Subpelvinstenose bedacht und die Patienten kurzfristig nachkontrolliert werden. Bei der akuten Dekompensation empfiehlt sich die Entlastung mit einer Nephrostomie und eine Kontrolle nach drei Monaten. Bei persistierender Engstellung des pyeloureteralen Übergangs ist die Nierenbeckenplastik die Therapie der Wahl.

Abstract

Pressure alteration in the lower urinary tract can lead from subpelvine narrowness to a clinically relevant ureteropelvic junction obstruction. In view of this pathophysiology we retrospectively analysed our case material. Over the last 10 years, 15 instances of secondary ureteropelvic junction obstruction were found. The results of the primary IVP revealed the following discrete radiologic findings: An extrapelvic renal pelvis, a psoas margin phenomenon with a high ureteropelvic segment, or other forms of a relatively narrow subpelvine position. As causal occurrence for decompensation in the pyeloureteral junction we found the Mainz-Pouch procedure (n = 8), status post ureteroneocystostomy (n = 2), morbus Ormond (n = 2), advancing infravesical obstruction (n = 2) and a preveisical ureterostone (n = 1). In cases of a suspicious constellation in the IVP and corresponding disease, the possible development of secondary ureteropelvic junction obstruction should be considered and the patient checked at shortterm intervals.