Klin Monbl Augenheilkd 1982; 180(5): 491
DOI: 10.1055/s-2008-1055132
© 1982 F. Enke Verlag Stuttgart

Visuell evozierte Potentiale, Kontrastempfindlichkeit und Farbsinn bei Patienten mit Neuritis nervi optici und bei Multipler Sklerose

Visual Evoked Potentials, Contrast Sensitivity and Color Perception in Patients with Optic Nerve Neuritis and Multiple SclerosisE. Bürki
  • Univ.-Augenklinik Basel (Vorsteher: Prof. Dr. B. Gloor)
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Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

49 Patienten mit akuter Neuritis nervi optici (21 Patienten davon im Rahmen einer MS) sowie 26 Patienten mit bekannter MS aber ohne anamnestisch durchgemachte Sehnervenentzündung wurden mittels visuell evozierter Potentiale, Kontrastempfindlichkeit und Farbsinntests untersucht. - Bei der Neuritis nervi optici erwies sich die Kontrastempfindlichkeit als sensiblerer Indikator einer Sehnervenschädigung als die VEP und gestattete in manchen Fällen sogar die Abgrenzung eines akuten von einem durchgemachten Geschehen. Die kombinierte Prüfung von Kontrastempfindlichkeit und VEP zeigte sich den Einzeluntersuchungen überlegen und erfaßte die akute Optikusläsion bei 100% der Patienten, wobei in vielen Fällen eine selektive Schädigung nur bestimmter Informationskanäle der Sehbahn bestand. Desaturierte Farbsinntests waren bei Ÿ der Patienten pathologisch, wobei Blau-Gelb-Störungen häufiger auftraten als Rot-Grün-Störungen. Auch bei klinisch einseitiger Neuritis nervi optici fand sich ein Mitbefall des scheinbar gesunden Partnerauges in 61%, wobei eine vollständige Erholung der gestörten Optikusfunktion ohne Hinterlassung von Residuen selten ist. - Bei den Patienten mit bekannter MS, aber ohne Hinweise auf eine anamnestisch durchgemachte Sehstörung, zeigten rund Ÿ der Augen eine meist doppelseitige Mitbeteiligung der Sehnerven. Die Häufigkeit subklinischer Optikusläsionen nahm anläßlich der Kontrolle nach 1 Jahr auf 91% zu. - Die bisherige Literatur wird zusammengestellt und die eigenen Resultate werden auf dem Hintergrund der publizierten Ergebnisse diskutiert.

Summary

Forty-nine patients with acute optic neuritis (in 21 cases associated with MS) and 26 patients known to have MS but with no history of optic nerve disease underwent visual evoked potential, contrast sensitivity and color vision tests. In patients with optic neuritis the contrast sensitivity was shown to detect optic nerve lesions better than the VEP and often permitted a distinction between acute and past optic neuritis. Combined testing with contrast sensitivity and VEP was superior to the single tests and detected 100% of the acute optic nerve lesions, although in many cases damage was selective and only involved some of the information channels. Desaturated color tests were abnormal in Ÿ of the patients, disturbances of blue-yellow discrimination being commoner than those of red-green. In cases with clinically unilateral optic neuritis the apparently normal partner eye was affected in 61% of the patients; complete recovery of optic nerve function without some residual deficit is rare. Approximately Ÿ of the eyes of patients known to have MS but with no history of past visual disturbances showed bilateral optic nerve involvement. The frequency of subclinical optic nerve lesions rose to 91% at a follow-up examination one year later. The literature ist reviewed and our results are compared with the previously published data.