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DOI: 10.1055/s-2008-1055452
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Chromosomenmosaik 45,X/46,XY/47,XYY als Ursache eines im höheren Lebensalter festgestellten hypergonadotropen Hypogonadismus
Chromosomal mosaicism 45,X/46,XY/47,XYY as a cause of hypergonadotrophic hypogonadism first diagnosed in late middle age * Prof. Dr. P.C. Scriba zum 60. GeburtstagPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)
Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein 62jähriger Patient wurde aufgrund einer seit 6 Monaten zunehmenden schmerzhaften Schwellung erst der linken, dann auch der rechten Brust unter dem Verdacht auf ein endokrines Tumorleiden oder eine Paraneoplasie stationär aufgenommen. Bis auf einen mit Glibenclamid behandelten Diabetes mellitus war der unverheiratete, kinderlose Mann immer gesund gewesen. Bei der Untersuchung fanden sich außer kleinen, atrophischen Hoden Brustvergrößerungen beidseits mit deutlich tastbarem Drüsenkörper. Der Behaarungstyp war normal. Anamnese und Befund sprachen gegen ein Tumorleiden oder eine Paraneoplasie. Wahrscheinlicher erschien eine stattgehabte Orchitis, ein nicht mehr erinnerliches Trauma oder eine chromosomale Störung.
Untersuchungen: Neben einer erniedrigten Serum-Testosteronkonzentration (1,3 ng/ml) fiel eine Erhöhung von luteinisierendem (27,3 mE./ml) und follikelstimulierendem Hormon (95 mE./ml) auf; bei der Chromosomenanalyse zeigte sich ein Mosaik 45,X/46,XY/47,XYY ohne Hinweise auf strukturelle Aberrationen. Die Mammographie erbrachte eine echte Gynäkomastie ohne malignitätsverdächtige Strukturen.
Therapie und Verlauf: Aufgrund der Diagnose eines hypergonadotropen Hypogonadismus wurde eine Substitutionstherapie (250 mg Testosteron intramuskulär alle 3 Wochen) begonnen. Hierunter normalisierten sich die Konzentrationen von luteinisierendem Hormon und Testosteron, die Gynäkomastie bildete sich im Lauf von 6 Monaten zurück.
Folgerung: Als Differentialdiagnose eines spät auftretenden Hypogonadismus sollte auch bei phänotypisch unauffälligen Männern an ein geschlechtschromosomales Mosaik gedacht werden.
Abstract
History and findings on examination. A 62-year-old man complaining of increasingly painful swelling in both breasts over the previous 6 months was admitted to hospital because an endocrine tumour or paraneoplasia was suspected. Unmarried and childless he had always been well except for mild diabetes treated with glibenclamide. On examination both breasts were enlarged with easily palpable glandular tissue; the testes were small and atrophic. Hair growth and distribution were normal.
Laboratory tests. Serum testosterone concentration was low (1.3 ng/ml), while luteinizing and follicle-stimulating hormones (27.3 mU/ml and 95 mU/ml, respectively) were raised. Chromosome analysis revealed 45,X/46,XY/47,XYY mosaicism without evidence of structural aberrations. Mammography showed true gynecomastia without signs of malignancy.
Treatment and course. Hypergonadotrophic hypogonadism having been diagnosed the patient was given substitution treatment with 250 mg testosterone, 250 mg i.m. every 3 weeks. The concentrations of luteinizing and follicle-stimulating hormones became normal and the gynecomastia regressed over the subsequent 6 months.
Conclusion. Mosaicism of the sex chromosomes should be considered in the differential diagnosis of late-onset hypogonadism, even in phenotypically unremarkable men.