Aktuelle Urol 1996; 27(5): 314-316
DOI: 10.1055/s-2008-1055614
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Notwendigkeit der Blutdruckverlaufskontrolle bei Kindern mit erfolgreich operiertem vesikorenalen Reflux

Necessity of Blood Pressure Control in Children with Successful Correction of Vesicorenal RefluxJ. Steffens, U. Humke
  • Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie der Universität des Saarlandes, Homburg
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung:

Im Kindesalter steht die renale Hypertonie unter den sekundären Hypertonieformen an erster Stelle. Im Vordergrund steht noch vor der Glomerulonephritis die narbige Pyelonephritis als Folge einer Refluxnephropathie. Die Studie wurde durchgeführt, um die Prävalenz der Hypertonie nach erfolgreicher Refluxoperation und den Zusammenhang zwischen Blutdruck, Refluxgrad und Nierennarben zu untersuchen. Während eines 30jährigen Beobachtungszeitraumes wurden 1060 Kinder wegen eines vesikorenalen Refluxes operiert. Bei 96% war die Operation erfolgreich. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 17 Jahre. 859 Kinder konnten nachuntersucht werden. Präoperativ wiesen 25,3% der Kinder Nierennarben auf. Parenchymdestruktionen zum Zeitpunkt der Operation bestanden vor allem bei höhergradigem Reflux (≥ Grad III). Während des follow-up stieg die Inzidenz auf 30,5%. 10,5% der Patienten mit Nierennarben entwickelten eine renale Hypertonie, bei Kindern ohne Parenchymnarben trat kein Bluthochdruck auf. Die Hypertonie entwickelte sich bevorzugt zwischen dem 12. und 14. postoperativen Jahr. Eine einseitige Refluxnephropathie führte in 8% der Fälle zu einem Bluthochdruck, bei bilateraler Refluxnephropathie lag die Häufigkeit einer Hypertonie bei 14,5%. Die Hypertonie ist eine Komplikation auch des erfolgreich operierten vesikorenalen Refluxes. Nierenparenchymnarben sind Voraussetzung für die Hypertonieentstehung. Wegen der späten Manifestation (12 - 14 Jahre postoperativ) muß der Blutdruck von Kindern mit Parenchymnarben bis ins Erwachsenenalter jährlich kontrolliert werden. Bei schlechter Funktion der betroffenen Niere, einseitiger Refluxnephropathie und signifikanter Hyperreninämie im Nierenvenenblut kann durch Nephrektomie der Blutdruck normalisiert werden.

Abstract

Renal hypertension represents the most common form of secondary hypertension in childhood. The main cause is reflux nephropathy. With a mean follow-up of 17 years, 859 children were investigated after successful correction of vesicorenal reflux. Renal scars were found in 25.3% preoperatively. During the observation period there was an increase in renal scarring of up to 30.5%. In 10.5% of the patients with renal scars, arterial hypertension occurred between 12 and 14 years postoperatively and was found in 8% of the patients with unilateral reflux nephropathy, but in 14.5% of those with bilateral reflux nephropathy. Children without scars developed no rise in blood pressure. Hypertension is a complication even of successfully corrected vesicorenal reflux. Renal scarring was found to be an essential precondition for renal hypertension. Therefore blood pressure should be controlled annually on a longterm basis throughout childhood and puberty, even after the child has left pediatric care, because there is also a late manifestation of hypertension. In case of unilateral reflux nephropathy, loss of renal function and significant renal vein renin ratio, blood pressure can be normalized by nephrectomy.