Klin Monbl Augenheilkd 1980; 177(9): 345-353
DOI: 10.1055/s-2008-1057653
© 1980 F. Enke Verlag Stuttgart

Stickstoff-Kryotherapie von Lidbasaliomen

Nitrogen Cryotherapy of Lid BasaliomasW. Buschmann, D. Linnert
  • Univ.-Augenklinik Würzburg (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. W. Leydhecker)
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Publication Date:
11 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Die bisher in der ophthalmologischen und der dermatologischen Literatur veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass mit der Stickstoff-Kryotherapie bei Lidbasaliomen hinsichtlich der Rezidivquote ähnlich gute Ergebnisse erzielt werden können wie bei der chirurgischen Therapie. Funktionell und kosmetisch ergeben sich jedoch Vorteile, außerdem können größere Plastiken mitunter vermieden werden. Die Rezidivhäufigkeit steht im Zusammenhang mit der Behandlungstechnik. Nur mit flüssigem Stickstoff ist die erforderliche Gefriergeschwindigkeit im Gewebe zu erzielen; während einer kryochirurgischen Operation muß jede Tumorstelle mindestens 3mal einen vollständigen Kryozyklus durchlaufen. Es genügt nicht, sich auf 2 Kryozyklen zu beschränken oder anstelle der Gefriergeschwindigkeit nur die Temperatur zu überwachen. Geschlossene Kryosonden ermöglichen eine besonders genaue Applikation und sind leichter zu handhaben; mit dem offenen Aufsprühen von Stickstoff wird jedoch eine intensivere Wirkung erreicht. Geschlossene Kryosonden sind daher sehr gut geeignet für flache Geschwülste, insbesondere an den Lidrändern. Ulzeration erleichtert das Anfrieren und die Wärmeabfuhr, die Wirkung wird dadurch verstärkt. Für Tumoren mit größerer Tiefenausdehnung und verhornender Oberfläche ist das Aufsprühen flüssigen Stickstoffs geeigneter. Die Auftauphase muß langsam ablaufen und darf keinesfalls beschleunigt werden. Die Zone sicherer Wirkung der Stickstoff-Kältetherapie entspricht nicht der Größe des Eisballes, sondern dem (kleineren!) Bereich, in welchem mindestens eine Gefriergeschwindigkeit von 100 °C pro Minute erreicht wird. Bei Tumoren in der Nähe der Tränenwege gelingt es oft, die Funktion der Tränenwege zu erhalten, auch wenn diese in dem kryochirurgisch behandelten Bereich lagen. An das Tumorgebiet angrenzende Knochen (Jochbein, Nasenbein) können problemlos in die kryochirurgische Behandlung einbezogen werden. Lokalanästhesie mit Zusatz eines Vasokonstriktors setzt die Wärmezufuhr herab und verstärkt dadurch die Wirkung der Therapie. Nach der Behandlung entsteht zunächst ein Ulkus, das sich bald mit einem Schorf bedeckt; im Endergebnis entsteht eine kosmetisch unauffällige, gut durchblutete und kaum schrumpfende Narbe. Drei Beispiele werden in Abbildungen vorgestellt. Über eigene Langzeitergebnisse verfügen wir noch nicht, hierzu ist auf die Arbeiten insbesondere von Matthäus und Mitarbeitern zu verweisen.

Summary

According to reports published in the ophthalmologic and dermatologic literature, results of treatment with liquid nitrogen may be as good as in surgical removal with regard to the percentage of recurrences. But there are advantages in respect of function and cosmetic results, and more extensive plastic surgery can often be avoided. The incidence of recidives is connected with the technique of application of cryotherapy. A sufficiently rapid freezing rate can only be achieved using liquid nitrogen. During operation, each part of the tumor must be exposed to at least three full cycles of cryotherapy. Two cycles are inadequate, as is supervision of temperature instead of freezing rate. Closed cryoprobes are easy to handle and permit a high degree of accuracy of application. A liquid nitrogen spray, however, has an even more intensive freezing action. Closed cryoprobes are therefore very suitable for treatment of flat tumors, especially for those located close to the lid margins.Ulceration of the tumor facilitates freezing and heat conduction, resulting in more effective freezing. In deeper tumors or those with verrucous surface liquid nitrogen sprays are more suitable. The thawing phase should be slow and must not be accelerated. The effectively treated area in nitrogen cryotherapy does not correspond to the size of the iceball which forms, but is restricted to the (smaller!) area in which a freezing rate of at least 100 °C per minute is achieved. In cases where tumors are located close to the lacrimal ducts, the function of the latter often remains intact, even if they were included in the area treated by cryosurgery. Bones adjacent to the tumor area (orbital rim, nose) may be included without any problem in the area thus treated. Local anesthesia supplemented by vasoconstrictor reduces the heat supply to the area, rendering the treatment more effective. Following treatment an ulcer is formed in the previous tumor area, which is soon covered by a scab. The final result usually is a cosmetically satisfying, almost invisible scar with little or no tendency to shrink and with good blood supply. Three examples are illustrated. We do not yet have a large number of long-term follow-up results; but corresponding material has been published by others, in particular Matthäus et al.