Klinische Neurophysiologie 1993; 24(2): 71-80
DOI: 10.1055/s-2008-1060282
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verbales Gestaltungsvermögen und EEG-Parameter: Neurophysiologische Korrelate mentaler Begabung

Verbal creative power and EEG parameters: Neurophysiological correlates of mental abilityP. Richter, H. Patsche, E. Schmidt-Henrich, O. Filz
  • Forschungsstelle Physiologie und Anatomie der Hirnrinde der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

The present study was performed to investigate correlations between creativity and KEG parameters. For this purpose a creativity-test (consisting of four subtests) was applied to twenty male and eighteen female volunteers, which rates wealth of imagination and creative power („Gestaltungsvermögen”). The EEG were recorded during the performance of these tests (the mental attainments of the probands were noted down after the recordings) so that the obtained EEG-data could be directly correlated to the scores of the creativity-test. The EEG recordings were made from nineteen electrodes (10/20-system), six frequency bands from 1.5 to 31.5 Hz were considered for the evaluation. The parameters amplitude and coherence (between all nineteen electrodes) were computed. Significant rank-correlations were found only for coherence values, not for amplitude. Striking sex differences are shown: the correlation between test-scores and coherence were primarily negative for the female, yet primarily positive for the male probands. These results are rather consistent with former studies concerning spatial imagination abilities and EEG-parameters. As an explanation for these findings the assumption of different cortical organisation in males and females is discussed, possibly due to hormonal influence.

Zusammenfassung

Die vorliegende Studie wurde durchgeführt, um Beziehungen zwischen kreativer Begabung und EEG-Parametern aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wurden 20 männliche und 18 weibliche Probanden einem Kreativitätstest (bestehend aus vier Subtests) unterzogen, in dem die Faktoren Einfallskraft und Gestaltungsvermögen bewertet wurden. Während der Durchführung dieser Tests wurden die EEG registriert, wobei die dabei produzierten geistigen Leistungen der Probanden nach der Aufnahme niedergeschrieben und anschließend testmäßig ausgewertet wurden. So war es möglich, die bei der Untersuchung gewonnenen EEG-Daten direkt mit den Testergebnissen zu korrelieren. Abgeleitet wurde das EEG von 19 Elektroden (10:20-System). Für die Auswertung wurden sechs Frequenzbänder zwischen 1,5 und 31,5 Hz berücksichtigt. Dabei wurden die Parameter Amplitude und Kohärenz (zwischen allen 19 Ableiteorten) ermittelt. Signifikante Rangkorrelationen mit den Testscores konnten für Kohärenzwerte, nicht jedoch für Amplituden des EEG gefunden werden. Dabei zeigten sich Geschlechtsunterschiede in der Weise, daß die Scores nach dem Kreativitätstest mit Kohärenzwerten bei Frauen überwiegend negativ, bei Männern dagegen überwiegend positiv korrelieren. Diese Ergebnisse zeigen weitgehende Parallelen mit früheren Untersuchungen zu räumlichem Vorstellungsvermögen und der Beziehung zu EEG-Kohärenzwerten. Zur Erklärung dieser Beobachtungen wird die Annahme unterschiedlicher kortikaler Organisation bei Männern und Frauen diskutiert, wie sie durch hormonellen Einfluß denkbar wäre.

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