Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S3
DOI: 10.1055/s-2008-1061509

Interpersonale Probleme bei Sozialer Phobie und Agoraphobie: Veränderung störungsspezifischer Muster im Therapieverlauf

S Döbbel 1, M Israel 1, K Pöhlmann 1, P Joraschky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik Carl Gustav Carus, Dresden

Die Soziale Phobie kann nach Willutzki (2005) als intrapersonell formuliertes interpersonelles Problem aufgefasst werden, wobei die Störung mit dem gesamten Spektrum interpersoneller Probleme verbunden ist. In einer naturalistischen Studie an 103 Fällen einer psychosomatischen Universitätsklinik wurde untersucht, ob sich Sozialphobiker (SP, n=60) und Agoraphobiker (AP, n=43) (a) im Muster interpersoneller Probleme unterscheiden u. (b) wie sich diese Muster im Therapieverlauf verändern. Die Diagnosestellung erfolgte standardisiert mittels DIA-X. Erfasst wurden interpersonale Probleme (IIP) u. allgemeine Störungsmaße (BDI, KÖPS, SCL–90R). Die Ergebnisse zeigen, dass zu Therapiebeginn deutliche störungsspezifische Unterschiede im Muster interpersoneller Probleme bestehen. Patienten mit SP weisen signifikant höhere Werte auf den Skalen zu streitsüchtig, zu abweisend, zu introvertiert, zu selbstunsicher und zu ausnutzbar auf als jene mit AP. Im Therapieverlauf zeigt sich bei SP eine deutliche Reduktion der interpersonalen Probleme in den Bereichen zu abweisend, zu introvertiert, zu selbstunsicher u. zu ausnutzbar, welche als funktional einzuschätzen ist. Im Gegensatz dazu bleibt das Muster interpersonaler Probleme bei AP weitgehend stabil mit signifikant geringeren Werten in den Skalen zu aufdringlich u. zu introvertiert. Die Zusammenhänge zur Problembelastung sind mäßig bis hoch. Die Stabilität dieser Befunde wird vor dem Hintergrund erster katamnestischer Ergebnisse diskutiert.