Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - S20
DOI: 10.1055/s-2008-1061526

Nächtliches Essen bei adipösen Patientinnen und Patienten vor chirurgischer Adipositastherapie

B Mühlhans 1, T Horbach 2
  • 1Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg
  • 2Chirurgische Klinik mit Poliklinik, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg

Patienten vor chirurgischer Adipositastherapie zeigen häufig Episoden von nächtlichem Essen, über den Zusammenhang dieses Verhaltens mit Gewicht, pathologischem Essverhalten und allgemeiner Psychopathologie ist bis jetzt wenig bekannt.

148 adipöse Patienten (mittlerer BMI 49,3, SD 7,8) vor chirurgischer Adipositastherapie wurden mittels Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren zu Essverhalten, essstörungsspezifischer Psychopathologie, allgemeiner Psychopathologie und Lebensqualität befragt. Dabei verglichen wir Patienten, die in den letzten 4 Wochen zumindest einmaliges nächtliches Essen angaben mit Patienten ohne nächtliches Essen.

29 Patienten (19,6%) gaben an, in den letzten 28 Tagen nachts aufgewacht zu sein und gegessen zu haben (nächtliche Esser / NE), Unterschiede bezüglich der Häufigkeit zwischen Männern und Frauen ließen sich nicht finden. NE zeigten einen signifikant höheren BMI, in der essstörungsspezifischen Psychopathologie zeigten die NE pathologischere Werte in der Skala störende Hungergefühle des FEV. Bezüglich der Lebensqualität ergaben sich signifikante Unterschiede in der psychischen Summenskala des SF–36 und all ihrer Subskalen, in den anderen Lebensqualitätsmesswerten ergaben sich nur wenige Unterschiede. Hinsichtlich der allgemeinen Psychopathologie gaben die NE in der Selbstbeurteilung deutlich höhere (pathologischere) Werte an (BDI und STAI). Einen Zusammenhang zwischen Binge Eating Störung und nächtlichem Essen konnten wir nicht finden.