Prävalenz dissoziativer Symptome bei Schülern der Jahrgangsstufen 6 bis 10–eine Erhebung bei 1.700 Schülern in Hessen

An einer Stichprobe von 1784 Schülern im Alter von 11 bis 17 Jahren (M=13,74 Jahre) aus acht hessischen Schulen wurde die Verbreitung dissoziativer Symptome mit der „Adolescent Dissociative Experience Scale“ (ADES; Armstrong et al., 1994) in ihrer deutschen Fassung (SDE-J; Brunner et al., 1999) untersucht. Die Rücklaufquote beträgt insgesamt 88%. Die Verweigerungsquote liegt bei 1,7%. 12,6% der Befragten weisen Werte oberhalb eines Cut-Off-Wertes von 4 auf, der als starker Indikator für einen pathologischen Grad an Dissoziation angesehen werden kann (vgl. Putnam, 1997). Entsprechend den Normen für mittelschwere psychische Störungen (vgl. Hampel & Petermann, 2005) ergeben sich für die vorliegende Stichprobe dagegen lediglich 5% Schüler mit aggressiv-dissozialem Verhalten und 9,6% mit Ängstlichkeit oder Depressivität. Alters- oder Geschlechtsunterschiede im dissoziativen Erleben ergeben sich nicht. Das dissoziative Erleben zeigt keine wesentlichen Zusammenhänge mit der schulischen Funktionstüchtigkeit oder dem Suchtmittelgebrauch, erweist sich jedoch als Prädiktor des Medienkonsums der Schüler. Die hohe Prävalenz auch schwerer dissioziativer Symptome lässt die weitere systematische Untersuchung ihrer Verbreitung und ihrer Beziehungen mit anderen Symptomen angeraten erscheinen. Insbesondere die Bedeutung einer komorbiden dissoziativen Symptomatik als möglichem Hindernis bei der Behandlung anderer Störungsbereiche sollte Beachtung finden.

Literatur: Armstrong, J.G., Putnam, F.W., Carlson, E.B., Libero, D.Z. & Smith, S.R. (1997). Development and validation of a meassure of adolescent dissociation: The Adolescent Dissociative Experience Scale. Journal of Nervous and Mental Disease, 185, 491-495. Brunner, R., Resch, F., Parzer, P. & Koch, E. (1999). Heidelberger Dissoziations-Inventar. Frankfurt: Swets Test Services. Putnam, F.W. (1997). Dissociation in children and adolescents. New York: The Guilford Press. Hampel, P. & Petermann, F. (2005). Screening psychischer Störungen im Jugendalter. Bern: Verlag Hans Huber.

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