Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1999; 09(6): 213-218
DOI: 10.1055/s-2008-1061808
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klinische Vorfelddiagnostik beim Schmerzbild „Lumboischialgie”

Preliminary clinical diagnostic procedures in the presence of lumbar ischialgic painT. Cermak, M. Friedrich
  • Ambulanz für orthopädisch-physikalische Untersuchungen und Behandlungen, Orthopädisches Spital Wien-Speising, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. März 2008 (online)

Summary

Objective: Evaluation of a detailed clinical examination to distinguish between radicular and non radicular radiating pain in the leg with the aim of earliest possible targeted therapy and simultaneous reduction of costs. Patients: One hundred consecutive patients with pain in the lumbosacral region radiating into the leg. The patients had been referred to an out-patient department for spinal disorders for further diagnosis and therapeutic recommendations. Results: Patients with radicular lesions presented significantly more often (p < 0.001) an ischialgic-relieving posture and multisegmental functional disorders of the intervertebral joints than did patients without radicular pain. Patients without radicular pain nearly 18% had a protrusion or prolapse of the disk on CT or MRT. Hip disease was diagnosed in 5 patients (10%) with radiating pain to SI. Laborious and costly imaging procedures were performed significantly less often in patients without radicular lesions (p < 0.001 ) than in those with radicular pain. Conclusions: In patients with lower back pain and radiating pain into the leg, the clinical examination should focus on differentiating between radicular pain and non radicular pain. This will reduce costs in terms of unnecessary diagnostic procedures and inappropriate therapy.

Zusammenfassung

Ziel Beurteilung des Wertes einer eingehenden klinisch-physikalischen Untersuchung zur Unterscheidung von radikulären und nicht radikulären Ausstrahlungsschmerzen ins Bein mit dem Ziel einer Differenzierung weiterführender Diagnostik, einer möglichst frühzeitigen, gezielten Therapie und dadurch gleichzeitig der Möglichkeit einer Kostensenkung. Patienten: 100 aufeinanderfolgende Patienten mit Schmerzen in der Lumbosakralregion, die ins Bein ausstrahlen, welche einer Wirbelsäulenambulanz zur weiteren Diagnostik und Therapieempfehlung zugewiesen wurden. Ergebnisse: Aufwendige und kostspielige bildgebende Verfahren wurden bei der Patientengruppe ohne radikuläre Läsion signifikant seltener durchgeführt (p < 0,001 ) als bei der mit radikulären Schmerzen. Auch bei Patienten ohne radikuläre Schmerzen fand sich in 18% im CT/MRT eine Bandscheibenprotrusion/-prolaps, bei fünf Patienten (10%) dieser Gruppe mit einer Schmerzausstrahlung SI wurde eine Hüfterkrankung diagnostiziert. Bei den Patienten mit radikulären Läsionen wurden die antalgische Schonhaltung (p < 0,001) sowie die mehrsegmentale Funktionsstörung der Intervertebralgelenke (p = 0,04) signifikant häufiger festgestellt als bei Patienten ohne radikuläre Schmerzen. Schlußfolgerungen: Bei Patienten mit Kreuzschmerzen und Ausstrahlungsschmerzen ins Bein sollte eine eingehende klinisch-physikalische Untersuchung vorrangig auf die Differenzierung zwischen Patienten mit radikulären und nicht radikulären Schmerzen konzentriert sein. Dadurch könnten Kosten für unnotwendige Diagnostik und inadäquate Therapien gespart werden.