Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1992; 02(2): 58-64
DOI: 10.1055/s-2008-1062104
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Frage der adaptiven Blutdrucknormalisierung im Verlauf komplexer Bäderkuren unter besonderer Berücksichtigung von Homogenisierungseffekten und Lebensalter*

On adaptive normalization of the blood pressure in the course of complex balneotherapy, with regard to homogenization and ageChr. Gutenbrunner, K. Ruppel
  • Institut für Kurmedizinische Forschung Bad Wildungen (Direktor: Prof. Dr. G. Hildebrandt) und Klinik am Homberg, Bad Wildungen (Chefarzt: Dr. W. Christmann)
* Ausgezeichnet mit dem Preis der Stadt Bad Kissingen 1991.
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

In 646 patients with different initial levels, the resting blood pressure measurings every morning over four weeks of complex spa treatment were analysed. The courses of the systolic and diastolic blood pressures exhibited a characteristic dependence on the initial values: In all groups during the first days of cure a decrease of the systolic and diastolic blood pressure was found, however, in the groups with high initial values the blood pressure was additionally lowered in the following weeks, whereas low values increased. The cross-over-point of the correlation of the initial values with the linear trends of the following courses coincided with the statistical and functional normal values of the systolic and diastolic blood pressure. Such a normalization was not detectable in the initial changes. The last-named changes are defined as homogenization effect, caused by a standardization of the environmental conditions and the relaxation. However, the convergence aiming to the normal values is named adaptive normalization, caused by functional adaptation. The cross- over-points of the normalization effect of the systolic blood pressure exhibited a significance age dependency (increase of about 4 mmHg per 10 years of life), however, the cross-over-point of the diastolic blood pressure did not show an unambiguous age dependency.

Zusammenfassung

Bei 646 Patienten mit unterschiedlichen Blutdruckausgangslagen wurden die routinemäßig durchgeführten morgendlichen Ruhe-Blutdruckmessungen im Verlauf vierwöchiger komplexer Bäderkuren ausgewertet. Dabei zeigte sich eine charakteristische Ausgangswertabhängigkeit der Blutdruckverläufe, wobei in allen Teilgruppen in den ersten Kurtagen ein mehr oder weniger steiler Blutdruckabfall erfolgte und etwa ab dem vierten Kurtag die Richtung des Verlaufes vom Ausgangswert in dem Sinne bestimmt wurde, dass hohe Werte weiter abfallen, niedrige Werte dagegen ansteigen. Der über die Korrelation der linearen Trends mit den Ausgangswerten berechnete Zielwert der Veränderungen lag für den Gesamtverlauf sowohl für den systolischen als auch für den diastolischen Blutdruck im Bereich der statistischen und funktionellen Norm. Für die Initialreaktion ließ sich ein solcher Normbezug dagegen nicht nachweisen. Die nichtnormbezogene Streuungsabnahme wird daher als Homogenisierung bezeichnet und auf eine Vereinheitlichung der Umgebungsbedingungen sowie auf Entspannungseffekte bezogen. Die normbezogene Streuungsabnahme wird dagegen als adaptive Normalisierung bezeichnet. Für den adaptiven Charakter der Normalisierung spricht auch der Nachweis einer circaseptan-periodi-schen Gliederung des Kurverlaufes der Maxima- und Minima-Häufigkeiten des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Die Prüfung der Altersabhängigkeit der Zielwerte ergab für den systolischen Blutdruck einen signifikanten Anstieg mit dem Lebensalter von im Mittel etwa 4 mmHg pro 10 Lebensjahre, während die Zielwerte des diastolischen Blutdrucks keine eindeutige Altersabhängigkeit aufweisen.