Dtsch Med Wochenschr 1991; 116(4): 137-140
DOI: 10.1055/s-2008-1063593
Kurze Originalien & Fallberichte

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Extremitätenbedrohende Ischämie bei Ergotismus: Erfolgreiche Behandlung durch intraarterielle Gabe von Nifedipin

Threatened ischaemia of the limbs in ergotism: successful treatment with intraarterial infusion of nifedipineA. Mumme, R. Ernst, J. Brandt, K. Schäfer, V. Zumtobel
  • Chirurgische Klinik (Direktor: Prof. Dr. V. Zumtobel) und Radiologische Klinik (kommissarischer Leiter: Dr. M. Kißler) der Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei einer 39jährigen Patientin, die zur Behandlung einer Migräne erstmals wieder nach einjähriger Abstinenz innerhalb von 2 Stunden zwei Suppositorien eines ergotaminhaltigen Mischpräparates (Cafergot®; enthält 2 mg Ergotamintartrat) eingenommen hatte, entwickelten sich 24 Stunden später Durchblutungsstörungen an beiden Armen und Beinen. Die beschwerdefreie Gehstrecke war auf 100 m verringert. Am ausgeprägtesten waren die Beschwerden am rechten Arm, der 16 Stunden nach Beginn der Symptomatik livide verfärbt war und nicht mehr bewegt werden konnte. Da die Schmerzen trotz der Gabe von Morphin-Derivaten zunahmen, wurde eine Angiographie vorgenommen. Sie zeigte eine spastische Engstellung sämtlicher Armarterien unterhalb der A. axillaris. Distal der Unterarmbifurkation waren Gefäße nicht mehr nachweisbar. Daraufhin erhielt die Patientin über den Angiographie-Katheter insgesamt 4 mg Nifedipin innerhalb von 30 Minuten (fünf Einzeldosen à 0,8 mg). Anschließend wurde die Therapie intravenös in einer Dosierung von 0,5 mg/h fortgesetzt. Die Schmerzen besserten sich sofort, die livide Verfärbung und die Motilitätsstörung gingen zurück. Als Restbefund persistierte eine inkomplette Läsion des Nervus medianus, die jedoch bei einer Nachuntersuchung 2 Monate später schon in Rückbildung war.

Abstract

A 39-year-old woman suffering from migraine took two suppositories of an ergotamine-containing proprietary drug (Cafergot®, containing 2 mg ergotamine tartrate) for the first time again after an abstinence of two years. Twenty-four hours later she developed symptoms of decreased peripheral blood flow in all four limbs. Walking distance without pain was reduced to 100 m, but the severest changes affected the right arm, with livid discolourations and complete immobility 16 hours after the onset of symptoms. Despite administration of morphine derivatives the pain progressively increased. Angiography demonstrated spastic narrowing of all arm arteries below the axillary artery. No vessels were visualized below the lower-arm bifurcation. Thereupon 4 mg nifedipine were injected through the angio-catheter within 30 min (five individual doses of 0.8 mg each). This was followed by intravenous infusion of 0.5 mg/h. The pain immediately decreased and the livid discolouration as well as impaired arm movement improved. A residual deficit, incomplete lesion of the median nerve, persisted but gradually regressed during the following two months.