Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 1986; 38(5): 359-371
DOI: 10.1055/s-2008-1065607
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schlammapplikationen im Freien (Ägyptische Methode)

I. Kandjov
  • Aus dem Institut für Kurortologie, Physiotherapie und Rehabilitation der Medizinischen Akademie Sofia (Direktor: Prof. Dr. St. Bussarov)
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Manuskripteingang: 20.12. 1984

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Es werden die Wärmeaustauschprozesse, die sich bei Applikationen von heilendem Schlamm im Freien (der sog. ägyptischen Methode) abspielen, erörtert.

Die Beschreibung beruht auf einer Modelluntersuchung der betrachteten Erscheinung: der menschliche Körper wird als Zylinder betrachtet, dessen Oberfläche mit einer dünnen wärmeisolierenden Schicht bestrichen ist. Die Schicht wird durch die Ströme der metabolischen Wärme (Wärmeproduktion) des Organismus und durch die Sonnenstrahlung erwärmt. Der äußeren Seite der untersuchten Wärmeschicht wird durch Wärmeleitfähigkeit, Konvektion, Verdunstung und langwellige Abstrahlung Wärme entzogen. Die zwei Wärmestromarten üben eine Wechselwirkung aus. Es bildet sich somit ein resultierender Wärmestrom, unter dessen Einfluß sich die Schlammschicht erwärmt oder abkühlt.

Es wird dargelegt wie sich die Schlammschicht während des Austrocknungsprozesses in Abhängigkeit von der Beziehung Schlammparameter (Ausgangstemperatur, Wassergehalt, Dicke), Parameter der meteorologischen Umgebung (Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, Intensität der Sonnenstrahlung, Geschwindigkeit der Windzirkulation) thermisch verändert.

Die Erörterung wird durch eine quantitative Beschreibung der Wärme- und Massen-Austauschvorgänge bei einer konkreten meteorologischen Situation veranschaulicht, wie sie für die Sommermonate in den mittleren geographischen Breiten, z. B. an der Küste des Schwarzen Meeres, charakteristisch ist. Es stellt sich heraus, dass nach einem gewissen Übergangszeitraum der Steigerung oder Senkung die Temperatur der Schlammschicht stationär wird, d. h. sie ändert sich nicht mehr. Das stationäre Niveau bei sämtlich gleichen Parametern steht in umgekehrt proportionaler Abhängigkeit von dem Körper- oder Extremitätendurchmesser.

Es wird die Schlußfolgerung gezogen, dass es für die Erzielung eines hyperthermalen Zustandes des Körpers oder einzelner Körperteile während der Schlammheilprozedur nach der ägyptischen Methode unabdingbar ist, dass bei den gegebenen Umweltverhältnissen die Temperatur der Schlammschicht nicht unter 37 °C absinkt.

Das vom Autor benutzte Verfahren ermöglicht eine Prognose des Niveaus, an dem die Schlammtemperatur bei beliebigen Umweltverhältnissen und Parametern des Schlammantels stationär wird.

Summary

The processes of heat exchange which take place when fango is applied in the open air (the so-called Egyptian method) are discussed.

The description is based on a model investigation of the appearance considered: the human body is regarded as a cylinder the surface of which is spread with a thin heat-isolating layer. The layer is warmed by the currents of the metabolic heat (heat production) of the organism and by the insolation. From the outer side of the heat layer investigated heat is withdrawn by thermal conductivity, convection, transpiration and long-wave radiation. The two kinds of heat current perform an interaction. Thus a resulting heat current is made up, under the influence of which the layer of fango is heating or cooling.

It is described in which way the fango layer thermically changes during the process of drying depending upon the relation fango parameters (initial temperature, water content, thickness) / parameters of the meteorological environment (temperature and moisture of the air, intensity of the insolation, velocity of the wind circulation).

The discussion is illustrated by a quantitative description of the heat and mass exchange processes in a concrete meteorological situation as it is characteristic for the summer months in the middle geographical latitudes, e.g. on the coast of the Black Sea. It turns out that after a certain transition period of increase or decrease the layer of fango becomes stationary, i.e. it does no more change. The stationary level in all equal parameters is in inversely proportional dependence on the diameters of body or extremities.

The conclusion is drawn that it is inevitable for the achievement of a hyperthermal condition of the body or several parts of the body during the therapeutic procedure with fango according to the Egyption method that under the environmental conditions the temperature of the fango layer does not decrease below 37 °C.

The method used by the author renders possible a prognosis of the level at which the temperature of fango under any environmental conditions and parameters of the coat of fango becomes stationary.