Dtsch Med Wochenschr 1985; 110(13): 492-495
DOI: 10.1055/s-2008-1068851
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pseudothrombopenie - eine Störung der Thrombozytenzahlbestimmung

Pseudothrombocytopenia - a defect in counting the number of plateletsB. Rosenkranz, H. Wisser, J. Ch. Bode
  • Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, Abteilung für Klinische Chemie und Zentrum für Innere Medizin des Robert-Bosch-Krankenhauses, Stuttgart
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei drei Patienten wurde mittels eines automatischen Zählgerätes eine fälschlich zu niedrige Thrombozytenzahl ermittelt (Pseudothrombopenie). Die maschinell (ELT-8) ermittelten Werte betrugen initial 30 000, 8000 bzw. 8000/µl. In der Zählkammer konnten zahlreiche Agglutinate nachgewiesen werden. Während die Auszählung beim ersten Patienten einen tatsächlichen Wert von im Mittel 252 000/µl ergab, waren die beiden anderen Präparate aufgrund der Häufung von Agglutinaten nicht auszählbar. Die artifiziell zu niedrigen Thrombozytenzahlen im Zählgerät ließen sich demnach dadurch erklären, daß die in vitro gebildeten Agglutinate aufgrund ihrer Größe nicht mehr als Thrombozyten erfaßt wurden. Falls sie die Größe von Leukozyten besitzen, kann außerdem eine Leukozytose vorgetäuscht werden. Die Agglutinatbildung war nicht auf die Verwendung von Äthylendiamintetraacetat (EDTA) als Antikoagulans beschränkt, sondern konnte auch mit anderen Antikoagulantien wie Heparin und Citrat beobachtet werden. Zur Vermeidung überflüssiger und potentiell gefährlicher Therapiemaßnahmen sollte die Diagnose einer Thrombopenie in jedem Fall durch eine zusätzliche Bestimmung der Thrombozytenzahl mit Hilfe der Zählkammer gesichert werden.

Abstract

Automated counting resulted in erroneously low numbers of platelets (pseudothrombocytopenia) in three patients. The machine-derived values (ELT-8) were initially 30 000, 8000 and 8000/µl, respectively. Numerous agglutinates could be demonstrated in the counting chamber. Whereas counting in the first patient showed a real value with an average of 252 000/µl both the other preparations could not be counted due to numerous agglutinates. The artificially low number of platelets in the counter can thus be explained by lack of recognition as platelets due to the size of the in vitro formation of agglutinates. Should these be of the size of white cells leukocytosis may be suggested. Formation of agglutinates was not limited to use of EDTA as anticoagulant but could also be observed with other anticoagulants such as heparin and citrate. For prevention of superfluous and potentially dangerous therapeutic steps the diagnosis of platelet deficiency should be ascertained in any case by additional determination of the platelet count in the counting chamber.