Rofo 2008; 180 - VO_211_2
DOI: 10.1055/s-2008-1073502

Vergleichende Untersuchungen mit Dental-Computertomographie, Orthopantomographie und visuellem Zahnstatus in der forensischen Odontologie

S Kirchhoff 1, F Fischer 1, G Lindemaier 1, J Bark 1, M Reiser 1, C Becker 1
  • 1Klinikum der Universität München – Großhadern, Institut f. Klinische Radiologie, München

Ziele: Ziel der Studie war es den Goldstandard des an Leichen erhobenen Zahnstatus zur Identifizierung von Leichen mit der postmortalen Computertomographie (PMCT) und der Orthopantomographie (OPG) hinsichtlich Aussagekraft und Genauigkeit zu evaluieren. Methode: 10 Leichenschädel aus der Rechtsmedizin wurden mit einem Dental-CT-Protokoll an einem 64-MDCT-Scanner (Inkrement 0,3mm, Schichtdicke 0,6mm) untersucht.

Für die Auswertung wurden 3D-Rekonstruktionen sowie MPR im Sinne einer CT-Orthopantomographie angefertigt. Die OPGs der Leichenschädel wurden wie in der klinischen Routine angefertigt. Der visuelle Zahnstatus wurde direkt an den Gebissen der Leichenschädel erhoben und als Goldstandard betrachtet. Alle Untersuchungen wurden von 3 unabhängigen Untersuchern hinsichtlich der Identifizierung von Leichen, z.B. im Katastrophenfall, ausgewertet. Ergebnis: Die OPG- ergab zusätzliche Informationen hinsichtlich der ossären Strukturen, retinierter bzw. ektoper Zähne und Wurzelfüllungen. Andererseits gehen Informationen aufgrund überlagerter Füllungen im OPG verloren. Die PMCT zur Identifizierung von Leichen erwies sich als zeitaufwendig und komplex. Aufgrund von Überlagerung zahnärztlicher Füllungen und Implantate und daraus resultierenden Artefakten konnte die eindeutige Begrenzung der Füllungen/Inlays nicht genau bestimmt werden. Dies führte zu 2,9% fehlerhaften sowie 64,1% falsch negativen Befunden. Vor allem in der Detektion von Kunststoffüllungen ergaben sich Schwierigkeiten oder sie wurden gar nicht erkannt. Schlussfolgerung: Zur Identifizierung von Leichen, vor allem im Katastrophenfall mit großer Anzahl von Toten, muss der visuelle Zahnstatus weiterhin als Referenzmethode betrachtet werden. Nur in Einzelfällen sollte aufgrund der hohen Fehlerrate die PMCT-Untersuchung zur Identifizierung herangezogen werden.

Korrespondierender Autor: Kirchhoff S

Klinikum der Universität München – Großhadern, Institut f. Klinische Radiologie, Marchioninistrasse 15, 81377 München

E-Mail: sonja.kirchhoff@med.uni-muenchen.de