Pneumologie 2008; 62 - P97
DOI: 10.1055/s-2008-1074436

Verminderter Zilienschlag bei Patienten mit Wegener'scher Granulomatose: Folge der Erkrankung oder der Therapie?

S Ullrich 1, H Gustke 1, U Schumacher 1, P Lamprecht 2, W Gross 2, S Gottschlich 3, M Laudien 3
  • 1Anatomie II, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf
  • 2Poliklinik für Rheumatologie, Universitätsklinik Lübeck und Rheumaklinik Bad Bramstedt
  • 3HNO Klinik, Universitätsklinik Kiel

Hintergrund: Der zilienvermittelten Reinigungsfunktion des respiratorischen Epithels kommt eine entscheidende Bedeutung in der Infektabwehr zu. Bei der Wegener'schen Granulomatose (WG) kann häufig eine endonasale Besiedlung mit Staph aureus beobachtet werden. Diese wurde als Trigger von Rezidiven und anhaltender Aktivität der WG beschrieben. Um die Bedeutung der Zilienfunktion bei der WG zu verstehen, wurde diese bei Patienten mit WG im Vergleich zu gesunden Kontrollen untersucht.

Methoden: 30 Patienten mit WG und bekannter endonasaler Krankheitsmanifestation und 10 gesunden Kontrollen wurden HNO ärztlich zilientragende Nasenepithelzellen und bakt. Abstriche entnommen. Das Flimmerepithel wurde mittels Zilienfunktionsanalyse bezüglich der ziliären Schlagfrequenz (CBF) nach Entnahme und nach 24h untersucht. Die Zilienmorphologie wurde mittels Elektronenmikroskopie dargestellt. Die Messdaten wurden mit den klinischen und mikrobiologischen Daten korreliert.

Ergebnisse: Patienten mit WG zeigten nach Entnahme eine signifikant geringere CBF, und nach 24 Stunden ein nahezu vollständiges Sistieren des Zilienschlages. Die gesunde Vergleichsgruppe lag an beiden Zeitpunkten im Normbereich. Eine signifikante Korrelation fand sich zwischen reduzierter CBF und aktueller, wie kummulativer Einnahme einer immunsuppressiven Therapie. Keine Korrelation fand sich zu endonasaler Krankheitsaktivität, Krankheitsdauer, bakterieller Besiedlung, sowie systemischer Inflammation. Strukturelle Zilienatypien fanden sich nicht.

Diskussion: Chronische Infektionen, Schleimhautalterationen und Medikamentennebenwirkungen sind bekannte Ursachen einer Reduktion der CBF. Bei Patienten mit WG scheint eine immunsuppressive Therapie, sowie deren kummulative Anzahl verschiedener Präparate, eine Hauptursache der deutlich verminderten CBF zu sein. Möglicherweise muss damit generell ein direkter Effekt immunsuppressiver Medikamente auf die CBF als Ursache häufiger Atemwegsinfektionen diskutiert werden.