Laryngorhinootologie 2008; 87(5): 308-309
DOI: 10.1055/s-2008-1075128
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Tonsillektomie - Menge der Diathermieenergie korreliert mit postoperativer Schmerzintensität

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Publication Date:
30 April 2008 (online)

 

Im Vergleich zu "kalten" Techniken führt die Diathermie bei der Tonsillektomie zu kürzeren Operationszeiten und geringerem intraoperativem Blutverlust, aber auch zu stärkeren postoperativen Schmerzen und häufigeren Nachblutungen. Ob zwischen Diathermieenergie und postoperativen Schmerzen bzw. Nachblutungen eine Dosis-Antwort-Beziehung besteht, ist weitgehend unklar. Clin Otolaryngol 2007; 32: 366-371

A.A.J. Cardozo et al. schlossen in ihre prospektive Studie 101 konsekutive Patienten ein (älter als 13 Jahre mit rezidivierender akuter Tonsillitis). Bei allen Patienten erfolgte die Blutstillung bei der Dissektion (87 mit kaltem Stahl, 14 mit Diathermie) mittels bipolarer Diathermie. Die dazu benötigte Gesamtenergiemenge wurde nach folgender Formel berechnet: Energie (J) = Leistung (W) x Zeit (s). Zur Aufzeichnung der Koagulationsdauer installierten die Autoren eine digitale Stoppuhr am Fußpedal des Diathermiegerätes. Primäre Studienziele waren postoperative Schmerzintensität, gemessen auf einer visuellen Analogskala von 1 bis 10 (Wong-Baker Pain Scale), und Nachblutungen (keine, leichte, schwere). Diesbezügliche Informationen erfassten die Autoren zu 4 Zeitpunkten: innerhalb der ersten 2 Stunden nach Tonsillektomie sowie an den postoperativen Tagen 1, 5 und 10.

Die durchschnittliche Koagulationsdauer pro Tonsillektomie betrug 81 s und die durchschnittliche Energiemenge 1215,3 J. Es bestand zu allen 4 Untersuchungszeitpunkten eine signifikante positive Assoziation zwischen Energiemenge pro Tonsillektomie und Schmerz-Score. Am stärksten war die Korrelation in den ersten beiden Stunden nach der Operation (Spearman's Korrelationskoeffizient 0,72 versus 0,36, 0,55 bzw. 0,44 an Tag 1, 5 und 10). 2 Patienten mussten zur Schmerzkontrolle erneut stationär aufgenommen werden. Bei jeweils 9 Patienten trat eine leichte bzw. schwere Nachblutung auf. Letztere war in 4 Fällen konservativ beherrschbar. Die übrigen 83 Patienten blieben frei von Nachblutungen. Bei einem Vergleich des durchschnittlichen Energieverbrauchs konnten die Autoren keine klare Dosis-Antwort-Beziehung zwischen Diathermieenergie und postoperativer Blutung gleich welcher Intensität feststellen.