Pneumologie 2008; 62(5): 254
DOI: 10.1055/s-2008-1075137
Pneumo-Fokus

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Arbeitsmedizin - Anhaltende respiratorische Symptome nach Öltankerkatastrophe

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Publication Date:
07 May 2008 (online)

 

Früher durchgeführte Studien beschäftigten sich mit den kurzfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Ölkatastrophen auf die Helfer bei den Aufräumarbeiten. Mögliche langfristige gesundheitliche Effekte wurden bisher noch nicht erforscht. Zock et al. haben deshalb in ihrer Studie untersucht, wie sich die Prestige-Ölkatastrophe langfristig auf die Gesundheit der Helfer auswirkt. Am J Respir Crit Care Med 2007; 176: 610-616

Der Öltanker Prestige sank im November 2002 vor der Nordwestküste Spaniens und verursachte eine der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte der europäischen Seefahrt. 67 000 Tonnen Öl verpesteten einen mehr als 1000 km langen Küstenabschnitt Spaniens. Mehr als 100 000 Personen nahmen an den Aufräumarbeiten teil. Während der ersten Woche nach der Katastrophe waren hauptsächlich Fischer aus der Region beteiligt. Die Fischer waren bei den Arbeiten überwiegend im Meer tätig, trugen meistens keine Masken oder Schutzkleidung und wurden wenig über gesundheitliche und hygienische Maßnahmen aufgeklärt.

Die Wissenschaftler vom Center for Research in Environmental Epidemiology in Barcelona untersuchten 6780 Fischer aus 38 Fischereiunternehmen. Symptome in den unteren Atemwegen waren 1,7-fach häufiger bei Aufräumarbeitern im Vergleich zur Kontrollpopulation. Das relative Risiko, Atemwegssymptome zu entwickeln, steigerte sich mit der Anzahl an exponierten Tagen, exponierten Stunden pro Tag und Anzahl an Aufräumaktivitäten. Je mehr Zeit seit der letzten Exposition vergangen war, umso geringer waren die Symptome. Waren weniger als 14 Monate nach der Exposition vergangen, lag das relative Risiko für Symptome bei 2,3. Nach 20 Monaten sank das relative Risiko auf 1,7. Nach über 20 Monaten war das Risiko noch 1,2-fach erhöht.