Dtsch Med Wochenschr 2008; 133(16): 852
DOI: 10.1055/s-2008-1075662
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

MCI-Patienten sollten - außer in Studien - nicht mit Antidementiva behandelt werden - Erwiderung

P. Schönknecht, R. Schmidt, J. Pantel, A. U Monsch, J. Marksteiner, A. Kurz, H. J Gertz, L. Frölich, H. Bickel, H. Förstl
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. April 2008 (online)

Oder doch? Z. B. bei MCI plus Cholinopathie?

Dr. Gogol hat nur lückenhaft aus unserem Beitrag zitiert. Der vollständige Satz lautet: „Da eine Meta-Analyse der drei Studien mit Cholinesterase-Inhibitoren jedoch insgesamt signifikant positive Effekte der Substanzgruppe ergab, wurde dies auch als Hinweis auf eine mangelnde statistische Aussagekraft der einzelnen Studien gewertet”. Daraus ziehen wir - wie von Kollegen Gogol vermutet - keineswegs den Schluss, dass eine Therapieindikation für diese Substanzgruppe bei MCI bestehe, sondern folgern: „Die vorliegenden Studienergebnisse zu symptomatisch wirkenden Antidementiva erlauben keine generelle Empfehlung dieser Substanzen bei MCI” ([3]; S. 434 unten). Allerdings schließen wir die Überlegung an, ob es Sondersituationen geben könne - etwa Indizien für besonders ausgeprägte Acetylcholin-Mangelzustände („Cholinopathien”) [2] - bei denen der Einsatz von Cholinesterase-Hemmern bei MCI im Sinne eines individuellen Heilversuchs zu erwägen wäre: Aufmerksamkeitsstörungen, fluktuierender Verlauf, Verwirrtheit, visuelle Halluzinationen.

Zusätzlich ist anzumerken, dass - anders als von Dr. Gogol dargestellt - die Studien zum Wirksamkeitsnachweis von Galantamin bei MCI nicht vorzeitig beendet wurden, sondern eine erhöhte Mortalität erst in der geplanten statistischen Auswertung dargestellt wurde. In einer aktuellen, umfangreicheren Analyse wird ein signifikanter Einfluss von Galantamin auf die Mortalität der Patienten mit MCI wieder in Zweifel gezogen [11].

Die Autoren haben an anderen Stellen wiederholt auf die Kontraindikationen und Nebenwirkungen der Antidementiva bei MCI und Alzheimer-Demenz hingewiesen und zu einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiken geraten (z. B. [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]).

Literatur

  • 1 Egert S, Wagenpfeil S, Förstl H. Cholinesterase-Inhibitoren und Alzheimer Demenz: Meta-Analyse zu Wirksamkeitsnachweis, Ursprung und Ergebnisverzerrung in publizierten Studien.  Dtsch Med Wochenschr. 2007;  132 1207-1213
  • 2 Förstl H. Antidementiva - wem nützen sie wirklich?.  Internist. 2008;  49 353-359
  • 3 Förstl H, Bickel H, Frölich L. et al . Leichte kognitive Beeinträchtigung mit Vorzeichen rascher Verschlechterung.  Dtsch Med Wochenschr. 2008;  133 431-436
  • 4 Frölich L, Gertz H J, Heun R. et al . Donepezil for Alzheimer’s disease in clinical practice - the DONALD study. A multi-center 24-week clinical trial in Germany.  Dementia Geriat Cog Dis. 2004;  18 37-43
  • 5 Kurz A, Diehl J, Riemenschneider M. et al . Leichte kognitive Störung - Fragen zu Definition, Prognose und Therapie.  Der Nervenarzt. 2004;  75 6-15
  • 6 Marksteiner J, Schmidt R. Treatment strategies in Alzheimer’s disease with a focus on early pharmacological interventions.  Drugs & Aging. 2004;  21 415-426
  • 7 Monsch A U, Hermelink M, Kressig R W. et al . Konsensus zur Diagnostik und Betreuung von Demenzkranken in der Schweiz.  Schweiz Med Forum. 2008;  8 144-149
  • 8 Pantel J, Schröder J. Mild cognitive impairment: Epidemiology, symptomatology and clinical management.  Nervenheilkunde. 2007;  26 49-58
  • 9 Riepe M W, Frölich L, Gertz H J. et al . Evidenz-basierte medikamentöse Therapie der Alzheimer-Erkrankung - ein Diskussionsbeitrag aus der Sicht von Praxis und Klinik.  Dtsch Ärztebl. 2005;  51/52 A 3587-3593
  • 10 Schmidt R. Mild cognitive impairment.  Wien Klin Wochenschr. 2005;  117 617-619
  • 11 Winblad B, Gauthier S, Scinto L. et al . Safety and efficacy of galantamine in subjects with mild cognitive impairment.  Neurology. 2008 epub; 

Prof. Dr. H. Förstl

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, TU München

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