Zentralbl Chir 2008; 133(3): 310-312
DOI: 10.1055/s-2008-1076847
Mitteilungen

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180. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen e. V.

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Juni 2008 (online)

Derzeitiger Vorstand:
Prof. Dr. med. W. Teichmann, 1. Schriftführer
Prof. Dr. med. C. Eggers, 2. Schriftführer und Schatzmeister
Prof. Dr. med. H.-P. Bruch, Ordinarius
Prof. Dr. med. E. S. Debus, Vorsitzender 180. Tagung in Hamburg
Prof. Dr. med. H.-R. Raab, Vorsitzender 181. Tagung in Oldenburg

Die 180. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen fand vom 29.11.-1.12.2007 unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. E. S. Debus aus Hamburg in Hamburg statt.

Die Mitgliederversammlung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen fand am 30. November 2007 statt.

Nach kurzer Begrüßung durch den Vorsitzenden Professor Debus wird der Bericht des 1. Schriftführers (Professor Teichmann) vorgetragen. Zunächst wird eine würdige Totenehrung durchgeführt.

Der 1. Schriftführer bedankt sich zunächst bei dem derzeitigen Vorsitzenden, Prof. Debus, für die exzellente Tagungsorganisation und vor allem für die Einhaltung des finanziellen Rahmens, der uns zur Verfügung stand. Es wird darauf hingewiesen, dass der Wechsel der Kongressorganisation von Lübeck nach Nürnberg richtig war, dass die Organisation sich verbessert hat und vor allem auch, dass die Tagungen finanziell sehr viel besser kalkulierbar sind. Es wird erneut darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, unsere Tagung und vor allem auch die Industrieausstellungen zu besuchen, da wir ohne ein solches Sponsoring unsere Tagungen nicht mehr gestalten können.

Für die kommende Wintertagung, unsere 100-jährige Jubiläumstagung, haben wir das Hotel Grand Elysee gemietet. Die Mehrkosten, die auf uns zukommen, sind bereits von einem Hauptsponsor abgedeckt. Alle Anwesenden werden ermutigt, Vorschläge für die Gestaltung dieser Tagung einzubringen.

Dann wird das Wort dem 2. Schriftführer, Prof. Eggers, übergeben. Er macht erneut die finanzielle Situation deutlich und kann mitteilen, dass die Tagung bei Prof. Klempnauer in Hannover mit einem kleinen Gewinn für unsere Vereinigung ausgegangen ist. Eingeschlossen die jetzige Wintertagung, sind wir damit wieder auf einem guten finanziellen Weg. Vom 2. Schriftführer wurden erneut viele Mitglieder in unsere Vereinigung aufgenommen. Anschließend berichtet Herr Dr. Schröder über Aktivitäten der Forschungs- und Studienstiftung Prof. Dr. Haenisch.

Abschließend wurden Vorsitzende der Jubiläumstagung 2009 gewählt. Die Herren Prof. Eggers und Prof. Teichmann wurden vorgeschlagen, um diese Jubiläumstagung durchzuführen. Bei der Abstimmung gab es keine Gegenstimmen.

Unter dem Punkt „Verschiedenes” bemerkte Frau Dr. Hämmermann, dass Prof. Schumpelick vielleicht die Ehrenmitgliedschaft erhalten sollte, darüber wird später im Vorstand entschieden.

Prof. Dr. med. W. Teichmann
1. Schriftführer
Hamburg, 26.05.2008

Die 180. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen e. V. fand vom 29.11. - 1.12.2007 in Hamburg unter dem Motto „Chirurgie im Dialog” statt. Dieses Motto spiegelte zum einen die aktuelle berufspolitische Diskussion um die Weiterbildungsinhalte wider. Die erst kürzlich in Kraft getretene Weiterbildungsordnung wurde spätestens seit dem Deutschen Chirurgenkongress 2007 infrage gestellt; hier hat die DGVC mit ihrem Beschluss, sich in Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie umzubenennen, den Stein zur aktiven Diskussion ins Rollen gebracht. Schon vorher war jedoch evident, dass die Basischirurgie keine ausreichende Grundlage für die Spezialisierung in die acht chirurgischen Facharztrichtungen sein kann. Die Tagung stellte somit eine Plattform zu Diskussionen zwischen den chirurgischen Disziplinen dar.

Zum anderen wurden gezielt Fachgebiete einbezogen, die in chirurgischen Krankheitsbildern und Fachgebieten heute neben der Chirurgie eine wichtige Rolle spielen. Es wurde damit einer heute noch bestehenden Vision nachgegangen, die Weiterbildung organbezogen durchzuführen: Was die Universitäten in der Lehre vielfach bereits vollzogen haben, stellt in der Weiterbildung und der breiten Versorgung noch eine Aufgabe dar. Wird sich zukünftig eine Viszeralmedizin, Gefäßmedizin oder Thoraxmedizin in der Ausbildung etablieren?

Traditionell begann auch diese Tagung wieder mit den klinischen Falldemonstrationen im altehrwürdigen Hörsaal derChirurgischen Klinik des Universitätskrankenhauses Hamburg Eppendorf. Dieser Auftakt war wieder sehr beliebt. Unter dem Vorsitz von W. Teichmann und E. S. Debus wurden 30 interessante, seltene und anspruchsvolle Kasuistiken aus dem Alltag teilweise humorvoll demonstriert, die zu regen Diskussionen Anlass gaben. Anders als in früheren Tagungen wurde der anschließende Begrüßungsabend in der dem UKE benachbarten Bar NEO abgehalten, die insbesondere die jüngeren KollegInnen ansprach. Es wurde damit einem der wichtigen Anliegen dieser Tagung nachgegangen, sich intensiv um unseren chirurgischen Nachwuchs zu kümmern. Ebenfalls neu - und auch unter diesem Impetus zu verstehen - war die Preisverleihung für die beste Fallvorstellung und die besten Poster, die erstmals zum Festabend am folgenden Tag stattfand.

Die beiden folgenden Tage waren von einem intensiven Programm geprägt, welches in Hamburg erstmals Parallelsitzungen zuließ. Diese Programmgestaltung brach somit mit der der Vereinigung zugrunde liegenden Lex Rodewald, in der parallele Sitzungen nicht vorgesehen sind. Jedoch konnte Prof. Klempnauer in seiner vorausgegangenen Sommertagung hiermit bereits Erfolge vorweisen, sodass dieses Konzept nun auch auf dieser Tagung verfolgt wurde. Nach der Industrieeröffnung durch Prof. Teichmann und Prof. Debus begannen die Venensitzung und die erste Poster- / SMS-Sitzung das wissenschaftliche Programm. Es ist selten auf chirurgischen Tagungen, dass Angiologen und Dermatologen so aktiv einbezogen sind - in der Venensitzung war dies der Fall. Die Anzahl der Zuhörer hat den Veranstaltern gezeigt, dass dieses Konzept offensichtlich erneut gut angenommen wurde. Die traditionellen Postersitzungen wurden ebenfalls neu gestaltet. Unter dem allgemeinen Eindruck, dass die Erstellung von Postern für die Autoren aufwändig und dagegen die kurze Präsentation (meist im Nebenschluss zu dem Hauptprogramm) diesem Aufwand nicht gerecht wird, wurde den Posterpräsentationen zwei eigene Sitzungen in SMS-Darstellungsform eingeräumt (3 min Posterpräsentation, 2 min Diskussion). Parallel hierzu wurden die Poster im Foyer der Industrie über den gesamten Kongressverlauf aufgehängt und waren dem interessierten Besucher somit jederzeit zugänglich. So fanden zwei Sitzungen, unter der Leitung von S. M. Freys / Bremen und M. Birth / Stralsund sowie von K. Rückert und J. V. Wening (beide Hamburg) statt. Juroren in beiden Sitzungen ermittelten die besten Darstellungen aus beiden Sitzungen, die dann gemeinsam mit der besten Fallvorstellung am Festabend prämiert wurden. Auch mit dieser geänderten Darstellungsweise war es ein Anliegen der Veranstalter, die jungen Kollegen besonders zu animieren, auch am Festabend teilzunehmen.

Die Eröffnungsveranstaltung begann nach den ersten beiden Sitzungen und war mit etwa 200 Zuhörern gut besucht. Neben den einleitenden Begrüßungsansprachen des Tagungsvorsitzenden, des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Prof. Arbogast / Pforzheim und des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie Dr. Florek / Dresden wurde die Totenehrung für das allseits hoch geschätzte und verdiente Ehrenmitglied der Gesellschaft, Prof. Alnor / Braunschweig, sehr stimmungsvoll durch Prof. Teichmann abgehalten. Im Anschluss folgte, musikalisch umrahmt, der Festvortrag von Pater Anselm Grün/Münsterschwarzach zu dem Thema Führen mit Werten im Gesundheitswesen. Pater Anselm sprach mit seinen Vortragsinhalten, seiner Diktion und seinem Auftreten die Zuhörerschaft nachhaltig an und gab vielen (nicht nur leitend tätigen Chirurgen) Denkanstöße, die während des ganzen Kongresses für Diskussionen sorgten.

Im Anschluss fand die Ileus-Sitzung unter der Leitung von M. Sailer und S. U. Christl / beide Hamburg und die Herniensitzung unter Leitung von U. A. Dietz / Würzburg und V. Schumpelick / Aachen statt. Die Ileussitzung war geprägt von lebhaften Diskussionen, die sich um das wann und das wie eines Eingriffs ebenso wie um die Möglichkeiten neuer konservativer und interventioneller Verfahren drehten. Die Herniensitzung dagegen gab eindrucksvoll die neuesten Entwicklungen sowohl zur Prävention bei primärem Nahtverschluss als auch zu Klassifikation und differenzierter operativer Therapie der Narbenhernie wieder. Es wurde deutlich gemacht, dass heute der größte Teil operativer Korrektureingriffe auf einer netzbasierten Gewebsunterstützung fußt.

Nach der Mittagspause ging es mit der zweiten Poster- / SMS-Sitzung und der parallel stattfindenden Sitzung zu Karotischirurgie und kritischer Extremitätenischämie (Vorsitz: H. Wenk / Bremen, K. Walluschek / Flensburg und H. Daum / Hamburg) weiter. Diese Sitzung war geprägt von den technischen Möglichkeiten, dem Machbaren und dem sinnvoll Möglichen der katheterbasierten Interventionen im Vergleich zu operativen Verfahren. Was in der Karotischirurgie durch große randomisierte Studien gut belegt ist, steht in der Therapie der kritischen Extremitätenischämie noch aus. Jedoch waren auch hier die Darstellung neuer Techniken zur Verhinderung des Reperfusionssyndroms bei akuter Ischämie und In-situ-Rekonstruktionen in der Infektsituation spannend.

Nach der Kaffeepause und der Mitgliederversammlung folgte die Sitzung chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Vorsitz C. Heidecke und J. Klempnauer). Hier war die Schnittstelle zwischen Gastroenterologie und Chirurgie zu definieren (Überleitung des Patienten), ebenso wurde über Möglichkeiten laparoskopischer Operationsverfahren intensiv diskutiert. Die Sitzung war geprägt von differenzierten Diskussionen, die für den Zuhörer hoch spannend waren. Abschließend zeigte S. Fichtner-Feigl / Regensburg mögliche zukünftige Therapiemöglichkeiten der Immunmodulation für M. Crohn und Colitis ulcerosa auf. Parallel fand die Sitzung interdisziplinäre Tumortherapie (Vorsitz U. Vanhoefer / Hamburg, P. Bruch / Lübeck und J. R. Itzbicki / Hamburg) statt. Neben der Up-datierung adjuvanter und neoadjuvanter Behandlungskonzepte gastrointestinaler Tumoren wurden mögliche Einsatzgebiete minimalinvasiver Techniken am gastro-ösophagealen Übergang ebenso diskutiert wie die Kombination mit dem Fast-Track-Konzept in der kolorektalen Karzinomchirurgie. Den interdisziplinären Ansatz auch dieser Sitzung unterstrichen Beiträge zum zertifizierten Darmzentrum und zur Therapie des fortgeschrittenen Tumorleidens.

Den Abschluss des ersten Kongresstages bildete der Festabend auf dem Süllberg im gleichnamigen Restaurant und Hotel. Über 300 Gäste genossen motiviert durch das wunderbare Ambiente über dem Elbstrom ein fantastisches Menü. Die Band Blue Cafe mit Sängerin Julia Helens sorgte für professionelle musikalische Umrahmung und hielt das tanzfreudige Publikum bis nach 2 Uhr früh auf der Tanzfläche. Hier wurden die Preise an C. Schafmayer et al. / Kiel und W. Pohland et al. / Hamburg für die besten Posterpräsentationen sowie an J. Hübner et al. / Winsen für die beste klinische Falldarstellung überreicht. Neben Geldpreisen wurden gravierte alte Chirurgische Instrumente aus dem ausgedienten Armamentarium des Harburger OP überreicht, die für eine bleibende Erinnerung sorgen sollten. Auch auf diesem Abend waren junge Chirurg / Innen mit ihren Begleitungen erfreulich zahlreich vertreten.

Der Samstag begann mit der traumatologischen Sitzung zum Polytraumamanagement. Unter dem Vorsitz von J. V. Wening und C. Eggers / beide Hamburg wurde die Notwendigkeit der Interdisziplinarität und der Verantwortlichkeit dieser komplexen Herausforderung hervorgehoben. Parallel hierzu fand die gefäßmedizinische Sitzung zur Therapie komplexer Aortenerkrankungen statt (Vorsitz: W. Gross-Fengels und H. Kortmann / beide Hamburg und C. Ratusinski / Oldenburg). Auch für den Gefäßspezialisten war es faszinierend zu erleben, welche Techniken mittlerweile machbar sind und welch hervorragende Ergebnisse mit Minimierung des Eingriffstraumas durch Einsatz interventioneller Verfahren, Kombination von interventionellen und operativen Techniken und Neuentwicklung operativ-konventioneller Techniken möglich sind.

Die abschließende Sitzung befasste sich thoraxmedizinisch mit dem Bronchialkarzinom (Vorsitz: C. Kugler / Hamburg und H. Magnussen / Grosshansdorf). Es wurde deutlich, dass diese Tumoren eine erhebliche Therapieerweiterung durch Einführung neuer neoadjuvanter Therapieprotokolle erfahren, sodass auf eine künftige Optimierung der Langzeitresultate zu hoffen ist. Parallel hierzu fand die Sitzung Proktologie (Vorsitz: M. Giensch / Hamburg, B. Stinner / Stade und I. Shekarritz / Schleswig) statt. In dieser Sitzung wurde ein umfassendes Update zu wichtigen aktuellen Fragen der Therapie von Hämorrhoiden, Fisteln / Ulzera und Tumoren dargestellt. Das überfüllte Auditorium beteiligte sich rege an der Diskussion.

Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag von J. R. Siewert / Heidelberg zu dem Thema: „Privatisierung im Deutschen Gesundheitswesen - der Königsweg?” Redner und Thematik zogen die Kongressteilnehmer noch einmal an. Die Frage der Privatisierung spaltet wie kaum eine andere die Gemüter und führt zu hitzigen Diskussionen. Siewert machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass es nicht um das Thema der Privatisierung im Sinne der Eigentümerschaft geht, sondern vielmehr um die Frage des Managements nach privatwirtschaftlichen Maßstäben. Auf diese Weise erhalten auch öffentlich geführte Häuser und v. a. Universitätskliniken die Möglichkeit, mit gleichem Armamentarium zu agieren und somit privaten Trägern gegenüber zukünftig konkurrenzfähig zu bleiben.

Abschließend zog der Vorsitzende E. S. Debus noch einmal Bilanz und bedankte sich bei allen Beteiligten, insbesondere den Organisatoren. H. R. Raab, der Vorsitzende der Sommertagung 2008 lud nach Oldenburg ein, wo die Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen e. V. unter seiner Leitung unter dem Motto „Chirurgie der Zukunft - Was muss bewahrt werden? - Was muss entwickelt werden?” vom 5.-7.6.2008 tagen wird.

Prof. Dr. E. S. Debus

Abt. Allgemein-, Gefäß- u. Viszeralchirurgie · Gefäßzentrum Hamburg-Harburg - Wundzentrum · Asklepios Klinik Harburg

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