Z Geburtshilfe Neonatol 2008; 212(6): 211-216
DOI: 10.1055/s-2008-1076978
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Schulterdystokie – Risikofaktoren und Hinweiszeichen[1]

Retrospektive Analyse an einem geburtshilflichen Kollektiv von 14 913 Geburten mit 53 SchulterdystokienShoulder Dystocia – Risk Factors and IndicatorsA Retrospective Analysis within an Obstetric Collective of 14 913 DeliveriesT. Hitschold1 , J. Grewe1
  • 1Frauenklinik – Perinatalzentrum – Brustzentrum am Klinikum Worms
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Publication History

2008

2008

Publication Date:
12 December 2008 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Die Schulterdystokie stellt nach wie vor einen schweren geburtshilflichen Notfall dar, der auch bei sachgerechter Reaktion der Geburtshelfer bleibende Schäden beim Neugeborenen hervorrufen kann. Daher kommt den Möglichkeiten einer Vorhersage große Bedeutung zu. Material und Methoden: Anhand eines Kollektivs von 53 Kindern, die innerhalb von 11 Jahren in Worms nach Schulterdystokie geboren wurden, wurde aufgrund der vorhandenen Ultraschall-Biometrie-Maße der Zusammenhang zwischen einer BIP-Thorax-Diskrepanz > 14 mm sowie anderen geburtshilflichen Parametern und den geburtshilflichen Manövern zur Entwicklung untersucht. Ergebnisse: Mit der klassischen Ultraschall-Biometrie werden die meisten Kinder in Terminnähe hinsichtlich ihres Geburtsgewichtes unterschätzt. Bei Vorliegen einer BIP-Thorax-Diskrepanz fanden sich im retrospektiv ausgewerteten Schulterdystokiekollekiv alle schweren Kindsentwicklungen durch innere Rotationsmanöver in dieser Gruppe sowie alle Azidosen und reduzierten Apgar-Werte, während die anderen Kinder allein durch das McRoberts-Manöver geboren werden konnten. Das mittlere Geburtsgewicht unterschied sich nicht in beiden Gruppen. Damit ergibt sich retrospektiv ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Biometrie und dem geburtshilflichen Verlauf. Ferner ergaben sich Hinweise darauf, dass der Status der Mehrgebärenden eher ein Risiko für als ein Schutz vor Schulterdystokie ist. Schlussfolgerung: Die sonografisch einfach zu bestimmende BIP-Thorax-Diskrepanz kann geburtsmechanisch problematische Geburtsverläufe ankündigen. Daher ist aus unserer Sicht die Durchführung einer Sonografie bei Geburtsbeginn mit Erhebung dieses einfach zu bestimmenden Parameters unbedingt erforderlich.

Abstract

Purpose: Shoulder dystocia represents a severe obstetric emergency with the risk of injury to the newborn even in cases with adequate reactions by the obstetrician. Therefore, the potential benefit of early diagnosis is obvious. Material and Methods: Using the cases of 53 newborns out of 14 193 births within 11 years we have analysed the association between a BIP-thoracic diameter difference greater 14 mm and the obstetric manoeuvres for foetal birth. Results: With classic foetal ultrasound biometry, most of the birth weights near or beyond term were underestimated. In the group with a BIP-thoracic diameter difference greater than 14 mm, all the obstetric manoeuvres with internal rotation of the baby were found as well as all cases of foetal acidosis and reduced Apgar scores, whereas the other babies were born after McRoberts manoeuvre alone. The medium birth weight was not different between the two groups. Therefore, the obstetric procedures as well as the foetal outcome are dependent on foetal biometry. Multiparae do have greater risks for complicated shoulder dystocia compared with primiparae. Conclusion: A BIP-thoracic diameter difference of greater than 14 mm is able to predict probable difficult courses of birth. This means that, from our point of view, ultrasonography close before delivery is an obligate necessity.

1 Unserem verehrten klinischen Lehrer Herrn Prof. em. Dr. med. P. Berle zum 75. Geburtstag gewidmet.

Literatur

1 Unserem verehrten klinischen Lehrer Herrn Prof. em. Dr. med. P. Berle zum 75. Geburtstag gewidmet.

Prof. Dr. med. T. Hitschold

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