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DOI: 10.1055/s-2008-1077151
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Ballonkatheter mit Wirkstoff - Verengte Gefäße lassen sich dauerhaft offen halten
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. April 2008 (online)
Atherosklerose in den Beingefäßen ist für viele Menschen eine ernsthafte Bedrohung, die im schlimmsten Fall in einer Amputation enden kann. In der Ausgabe des New England Journal of Medicine vom 14.02.2008 berichten Tepe et al. aus der Radiologischen Klinik der Universität Tübingen von einer neuartigen Methode die Gefäße nach einer Ballonangioplastie langfristig offen zu halten.
Die Ballonangioplastie wird bei Gefäßstenosen oder Verschlüssen zunehmend als First-Line-Therapie akzeptiert. Es wird in verschiedenen Leitlinien nun empfohlen, auch längere Läsionen, die zuvor mit einem Bypass versorgt wurden, endovaskulär zu therapieren. Eine der Limitationen der Ballonangioplastie ist jedoch die hohe Restenoserate innerhalb der ersten 6 Monate. In Abhängigkeit von dem mit dem Ballon behandelten Gefäß tritt dies eher selten (Nierenarterie, 5-7%), mäßig häufig (Koronararterie bis 25%) oder sehr häufig (Oberschenkelarterie > 50%) auf. Im Gegensatz zu Koronararterien, für die weitere Therapieformen erfolgreich entwickelt wurden (hier werden unbeschichtete und mit Medikamenten beschichtete Stents implaniert), gibt es für die Oberschenkelgefäße keine zufriedenstellende Therapie. Unbeschichtete Stents scheinen zwar eine längere Offenheit im Vergleich zur alleinigen Ballonangioplastie zu garantieren, die Stents können jedoch brechen und dadurch erneut Restenosen oder sogar Aneurysmata induzieren.
In der von Prof. Tepe geleiteten Multizenterstudie, an der neben Tübinger Patienten auch Patienten der Charité in Berlin, Bad Krotzingen und Hamburg eingebunden sind, wurden 154 Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit randomisiert. Tepe et al. verglichen den mit Paclitaxel beschichteten Ballon mit unbeschichteten Ballons. In einer 3. Gruppe wurde getestet, ob Paclitaxel wirksam wäre, wenn es nicht als Beschichtung auf dem Ballon aufgebracht, sondern mit dem Kontrastmittel, das ohnehin zur Darstellung der Gefäße bei dem Eingriff benötigt wird, direkt ins Gefäß eingespritzt wurde. Nach 6 Monaten erhielten alle Patienten eine erneute Gefäßdarstellung. Nach diesem Zeitraum kam es in der Gruppe, die mit dem beschichteten Ballon behandelt wurde, bei nur 17% der Patienten zu einer Restenose. Bei den anderen Patienten lag die Restenoserate mit 44% (unbeschichteter Ballon) und 55% (unbeschichteter Ballon + Paclitaxel im Kontrastmittel) deutlich höher. Die guten Ergebnisse hatten auch nach 2 Jahren noch Bestand. In der Gruppe, die mit dem Paclitaxel beschichteten Ballonkatheter behandelt wurden, mussten wegen Restenosen nur 15% der Patienten erneut behandelt werden. In der Gruppe mit dem unbeschichteten Ballonkatheter waren es über 50%. Unerwünschte Nebenwirkungen durch die Beschichtungen der Ballons wurden nicht verzeichnet.
Die Entwicklung des beschichteten Ballonkatheters geht auf eine Zusammenarbeit mit Prof. U. Speck und T. Albrecht an der Charite sowie mit Prof. Scheller aus Homburg/Saar zurück.