Dtsch Med Wochenschr 2008; 133(22): 1207-1208
DOI: 10.1055/s-2008-1077241
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pneumokokkenimpfung: Konjugatimpfstoff induziert Herdenimmunität und reduziert die Antibiotikaresistenz

V. Traut
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Publikationsdatum:
20. Mai 2008 (online)

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Zum Beitrag aus DMW Nr. 8 / 2008

In dem Übersichtsartikel von Pletz et al. [1] schreiben die Autoren: „Einen Nutzen für die öffentliche Gesundheit durch die Nichtkonjugatimpfstoffe untermauert die bis dato wahrscheinlich größte Interventionsstudie aus Schweden”. Diese Studie [2] wurde jedoch ohne Randomisation an über 65-Jährigen durchgeführt. Die Resultate müssen mit Zurückhaltung bewertet werden, denn der Studie lag eine Einladung zu einer Impfkampagne zugrunde. Bei einem solchen Rekrutierungsverfahren sind Verzerrungen vorprogrammiert.

Ferner möchte ich die Aussage hinterfragen, dass in der geimpfte Gruppe die Gesamtsterblichkeit um 57 % niedriger war. Nach meiner Rechnung sind es nur 1,96 % als Differenz von 1,51 % Todesfällen bei den Geimpften vs. 3,47 % bei den Ungeimpften. Ergänzend wurde bei den geimpften Studienteilnehmern eine Pneumokokken-Pneumonie nur um 0,036 % und eine invasive Pneumokokken-Erkrankung um 0,021 % verhindert. Somit müssen nach den entsprechenden „numbers needed tro treat” (NNT) 2777 bzw. 4762 Personen geimpft werden, um nur eine einzige Pneumokokken-Pneumonie / invasive Pneumokokken-Erkrankung zu verhindern.

Die Wirkungslosigkeit des 23-valenten nicht konjugierten Pneumokokkenimpfstoffes belegen zwei weitere prospektive, multizentrische,doppelblinde,randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien [3] [4]. Eine statistische Signifikanz konnte in beiden weder für die Gesamtmortalität (0,6 % / 0 %, p = 0,84 / 0,91) noch für die Verhinderung einer Pneumokokken-Pneumonie (1,1 %, p = 0,84) bzw. invasive Pneumokokkenerkrankungen (0,8 %, p = 0,34) erreicht werden.