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DOI: 10.1055/s-2008-1077323
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Kniegelenk – Arthrose und Arthritis
Publication History
Publication Date:
10 July 2008 (online)
Als größtes Gelenk des Menschen weist das Kniegelenk einen komplexen anatomischen Bau auf. Es besteht nicht nur aus 3 Teilgelenken (femoropatellares, mediales und laterales femorotibiales Kompartiment), sondern besitzt auch große Reservefalten der Synovialmembran bzw. Recessus. Des Weiteren ist das Kniegelenk durch die Interposition von Menisci zwischen femoralem und tibialem Gelenkpartner und durch einen mit Binnenbändern (vorderes und hinteres Kreuzband) besonders charakterisierten Bandapparat gekennzeichnet. Zur Komplexität trägt weiter ein Bewegungsablauf bei, der nicht nur die Bewegung eines einfachen Scharniergelenkes reproduziert, sondern der mit dem von ventral nach dorsal abnehmenden Femurkondylenradius eine ventrodorsale Translation des Femurs relativ zur Tibia mit zunehmender Beugung erzwingt. Weil dies für den lateralen Kondylus mehr als für den medialen zutrifft, wird dieser sog. „Rollback”-Mechanismus zusätzlich mit einer Innenrotation der Tibia gegenüber dem Femur kombiniert.
Auf das Kniegelenk wirken große Kräfte ein, die neben seinem besonderen Bau dazu beitragen, dass degenerative Prozesse hier besonders wirksam werden. Durch progrediente Zerstörung des Gelenkknorpels kommt es zu Auswirkungen auf andere Gelenkstrukturen, wie die synoviale und fibröse Gelenkkapsel, die Bänder, den Knochen und die periartikuläre Muskulatur. Bei vermuteter hoher Prävalenz, zunehmender Alterung der Bevölkerung und gleichzeitig zunehmenden Aktivitätsansprüchen der Patienten auch im Alter ist die Kenntnis der Therapieoptionen der Gonarthrose wichtig. Die konservativen sowie die gelenkerhaltenden und gelenkersetzenden operativen Möglichkeiten, ihre Indikationen und Grenzen werden dargestellt.
Entzündliche Erkrankungen am Kniegelenk sind differenzialdiagnostisch bedeutsam, weil insbesondere jene, die ein rasches Handeln erfordern, rechtzeitig erkannt werden müssen, um Sekundärschäden (wie Gelenkzerstörung, Einsteifung, Sepsis usw.) vorzubeugen. Hier ist insbesondere die bakterielle Gonarthritis von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises oder Kristallarthropathien abzugrenzen, weil bei ihr eine umgehende operative Intervention mit Gelenklavage und -débridement erfolgen muss. Bei Gonarthritiden als Folge einer Erkrankung des rheumatischen Formenkreises oder einer Kristallarthropathie stehen operative Interventionen eher bei akuter Beschwerdesymptomatik an, sonst überwiegen hier konservative, vor allem medikamentöse Maßnahmen.
Literatur
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Prof. Dr. med. Heiko Reichel
Orthopädische Universitätsklinik Ulm
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