Fragestellung: Während der Anteil von Kindern in der Bevölkerung immer geringer wird, nimmt die
Anzahl von Hunden aber auch von wesentlich exotischeren Haustieren sprunghaft zu –
und damit auch die Chance, von ihnen gebissen zu werden. Da sich viele Schwangere
von geplanten Reisen in tropische und subtropische Länder nicht zurückhalten lassen,
kommen neue Anforderungen in Beratung, Prophylaxe und Therapie auf Gynäkologen zu.
Methodik: Literaturrecherche der englisch- und deutschsprachigen Literatur zum Thema Tierbisse
in der Schwangerschaft, Vergleich der verschiedenen Empfehlungen und Richtlinien für
Prophylaxe und Therapie dieser Verletzungen in der Schwangerschaft.
Ergebnisse: Am häufigsten sind Bissverletzungen durch Hunde. Obwohl das Tollwut-Serum in der
Schwangerschaft einen „off label use“ darstellt, muss es bei entsprechender Risiko-Konstellation
auf jeden Fall gegeben werden, wie z.B. bei Hundebissen in Rabies-Endemiegebieten
wie dem Norden von Thailand. Von den Insektenstichen sind Bienen- und Wespenstiche
am häufigsten und die anaphylaktische Reaktion die gefährlichste Komplikation. Schlangenbisse
in der Schwangerschaft können zu Abortus und in Einzelfällen auch zum Tod führen.
Mit der Erwärmung der Meere breiten sich Quallen, die bisher nur in tropischen Gewässern
gefährlich sein konnten, zunehmend in Richtung Europa aus. Zu Quallenverletzungen
in der Schwangerschaft (Würfelqualle chironex fleckerii) gibt es bisher nur spärliche
Kasuistiken aus Australien.
Schlussfolgerung: In der Schwangerschaft gilt mehr als in jeder anderen Lebensphase das Prinzip der
Expositionsvermeidung – sowohl im Urlaub als bei der Arbeit am heimischen Terrarium.
Die Erstversorgung der Schwangeren nach Tierbissen und Stichen muss immer entsprechend
der gängigen Richtlinien (einschließlich der Verwendung der adäquaten Desinfektantien
und Seren), die auch für Nicht-Schwangere gelten, erfolgen. Eine vermeintliche Rücksichtnahme
auf die Schwangerschaft aus theoretischen teratologischen Überlegungen kann für die
Frau und ihre Schwangerschaft erhebliche Gefahr bedeuten.