Pneumologie 2010; 64 - A1
DOI: 10.1055/s-2010-1268880

Erstbeschreibung ektopen Schilddrüsengewebes in einem Adenokarzinom der Lunge als Zufallsbefund bei einer Patientin mit primären Nierenzellkarzinom und Verdacht auf Lungenmetastase

B Bis 1, O Holotiuk 2, A Rolle 1
  • 1Thoraxchirurgie, Fachkrankenhaus Coswig, Coswig
  • 2Gemeinschaftspraxis für Pathologie, Dresden

Einleitung: Schilddrüsengewebe das nicht antero-lateral zwischen zweiter und vierter Trachealspange lokalisiert ist wird als ektop bezeichnet und ist eine seltene Entität. Wenige Falldemonstrationen beschreiben ektopes Schilddrüsengewebe in der Lunge als dysontogenetischen Prozess. Die Diagnosestellung erfolgt meist durch den Pathologen als Zufallsbefund bei der histologischen Aufbereitung des chirurgischen Resektates. Ziel unserer Präsentation ist die Vorstellung einer Patientin bei welcher diese rare Ektopie in einem Zweitkarzinom der Lunge als Zufallsbefund beschrieben wurde.

Methoden: Bei der 73-jährigen Patientin wurde 8 Jahre zuvor eine Tumornephrektomie links wegen eines Nierenzellkarzinoms durchgeführt. Im Rahmen der Tumornachsorge fiel bereits 2006 ein Rundherd im linken Oberlappen auf, der unter CT Kontrolle einen langsamen Progress zeigte. 2010 wurde eine PET Untersuchung veranlasst, die den Herd solitär mit einer Größe von 2,3×1,3cm und SUV Wert von 6,5 malignitätsverdächtig beschrieb. Da die Dignität der Läsion präoperativ nicht definitiv geklärt werden konnte erfolgte eine Laserresektion des Herdes mit intraoperativen Schnellschnitt. Dabei wurde ein Adenokarzinom beschrieben und die Metastase des Nierenzellkarzinoms ausgeschlossen, worauf die Lobektomie erfolgte.

Ergebnisse: Die weitere histologische Aufbereitung des Tumors bestätigte ein azinäres Adenokarzinom der Lunge. Die Tumorzellen zeigten eine positive Expression von Zytokeratin 7, eine deutliche kerngebundene Expression von TTF-1 sowie eine herdförmig nachweisbare Expression von Zytokeratin 20 bei negativer Expression von Thyreoglobulin. Zentral im Tumorgewebe fand sich ein Herd von 2mm Größe der aus kleinen bis mittelgroßen follikulären Strukturen mit Kolloidnachweis in den Lumina bestand. Hier zeigte sich eine eindeutige Expression von Thyreoglobulin ohne Nachweis von Atypien.

Diskussion: Die Inzidenz von ektopem Schilddrüsengewebe in der Lunge ist sehr selten, das Auftreten dieser Ektopie in einem Lungenkarzinom wurde bislang in der Literatur nicht beschrieben. Bei transthorakaler Punktion des Tumors hätte der Nachweis vom follikulären Schilddrüsengewebe zur Fehldiagnose einer Metastase eines Schilddrüsenkarzinoms geführt. Durch die vollständige Laserresektion konnte immunhistochemisch eindeutig die klinisch wahrscheinliche Metastase eines Nierenzellkarzinoms ebenso ausgeschlossen werden wie ein Schilddrüsenkarzinom und andererseits ein Zweitkarzinom der Lunge sicher belegt werden.