Phlebologie 2017; 46(02): 98-104
DOI: 10.12687/phleb2350-2-2017
Original article
Schattauer GmbH

MRSA-Dekolonisierung mit Polihexanid 0,1 % mit bedarfsgerechter systemischer Antibiose

Article in several languages: English | deutsch
M. B. Lorenz
1   Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Abteilung Wundheilung und Phlebologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
,
P. Gkogkolou
1   Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Abteilung Wundheilung und Phlebologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
,
R. Köck
2   Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
3   Institut für Krankenhaushygiene Oldenburg, Oldenburg, Germany
,
T. Goerge
1   Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Abteilung Wundheilung und Phlebologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Received: 02 January 2017

Accepted: 21 February 2017

Publication Date:
04 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Aufgrund zunehmender Entwick-lung von Resistenzen der Antibiotika ist die antibiotikafreie Dekolonisierungstherapie mit topischen Antiseptika bei der Behandlung betroffener MRSA-Personen ohne primäre Grunderkrankung von großem klinischen Interesse. Wir untersuchten den topischen Einsatz von Polihexanid 0,1 % im Rahmen einer MRSA-Dekolonisierungstherapie. Eine zusätzliche systemische Antibiose wurde bedarfsgerecht ergänzt, wenn dringende Dekolonisierungsindikationen wie beispielsweise unumgängliche Krankenhausaufenthalte, elektive Operationen, große Abszesse, therapieresistente chronische Wunden u.a., dies erforderlich machten.

Patienten und Methodik: In einem Beobachtungszeitraum von 15 Monaten wurden insgesamt 63 Patienten mit auswärts positivem MRSA-Befund ambulant vorstellig; bei 42 (66,7 %) dieser Personen konnten wir den MRSA-Befund bestätigen, von diesen folgten 27 (64,3 %) dem Dekolonisierungsprotokoll. Diese Personen wurden untersucht mit Bezug auf Kolonisationslokalisation, dekolonisierungserschwerenden Faktoren, spa-Typen, sowie der Wirksamkeit der antibiotikafreien Lokaltherapie.

Ergebnisse: Insgesamt gelang im Studienkollektiv (n=27) eine erfolgreiche Dekolonisie-rung in 81,5 % (n=22). Bei sieben der erfolg-reich therapierten Patienten (31,8 %) gelang eine erfolgreiche Dekolonisierung durch den alleinigen Einsatz des topischen Antiseptikums Polihexanid 0,1 %. Bei 15 Patienten (68,2 %) war eine additive systemische Anti-biose gemäß Resistogramm indiziert. Ein alleiniger topischer Therapiezyklus mit dem Mupirocin-freien Antiseptikum Polihexanid 0,1 % war bei isolierter nasaler Kolonisation mit MRSA zielführend (n=3). Drei Dekolonisierungszyklen wurden maximal benötigt.

Im post-dekolonisierten Beobachtungszeitraum von sechs Monaten wurden keine Rezi-dive dokumentiert.

Schlussfolgerungen: Ein Drittel der dekolonisierten Patienten konnte mit Polihexanid 0,1 % topisch erfolgreich dekolonisiert werden, zwei Drittel der Patienten benötigten zusätzlich eine systemische Antibiose gemäß Resistogramm.