Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2018; 46(03): 164-171
DOI: 10.15653/TPG-180125
Originalartikel – Original Articles
Schattauer GmbH

Klinische Parameter in der Spätträchtigkeit bei der Stute[*]

Clinical signs in late pregnant mares
Stefanie Neuhauser
1   Pferdezentrum Bad Saarow, Abteilung für Pferdereproduktion, Klinik für Pferde, Freie Universität Berlin, Bad Saarow
,
Patricia Gösele
1   Pferdezentrum Bad Saarow, Abteilung für Pferdereproduktion, Klinik für Pferde, Freie Universität Berlin, Bad Saarow
,
Johannes Handler
1   Pferdezentrum Bad Saarow, Abteilung für Pferdereproduktion, Klinik für Pferde, Freie Universität Berlin, Bad Saarow
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 14. Januar 2018

Akzeptiert nach Revision: 10. April 2018

Publikationsdatum:
14. Juni 2018 (online)

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Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel: Im peripartalen Zeitraum der Stute kann es eine besondere Herausforderung sein, Veränderungen im Allgemeinverhalten und der Vitalparameter richtig zu interpretieren. In der Studie wurde untersucht, ob sich bei gesunden Stuten unterschiedlichen Pferdetyps in der Spätträchtigkeit und in der 1. Woche post partum (p. p.) die Herz- (HF) und Atemfrequenz (AF) sowie die innere Körpertemperatur (IKT) von den in der Literatur angegebenen Referenzwerten für adulte Pferde unterscheiden. Material und Methoden: Im Rahmen der täglichen klinischen Untersuchung erfolgte eine Auswertung der HF, AF und IKT von Stuten, die zur Geburtsüberwachung stationär eingestellt waren. Unterschiede in Bezug auf die Pferdegröße wurden ausgewertet und bei Großpferden wurde der Einfluss einer Schwergeburt und von Nachgeburtsverhalten evaluiert. Ergebnisse: In den letzten Wochen ante partum (a. p.) stieg die HF deutlich an und war p. p. in allen Gruppen deutlich niedriger als a. p. (p < 0,05). Die AF stieg bei Groß- und Kleinpferden a. p. an und sank p. p. wieder deutlich ab (p < 0,05). Die IKT veränderte sich im peripartalen Zeitraum in allen Gruppen und war p. p. deutlich höher (p < 0,05). Bei Ponys waren HF, AF und IKT immer am höchsten (p < 0,05) und bei Großpferden wurde die niedrigste AF gemessen (p < 0,05). Bezüglich der HF ergab sich zwischen Pferden mit Eutokie und Dystokie kein Unterschied (p > 0,05). Am Tag 1 p. p. war die AF bei Stuten mit Dystokie allerdings signifikant höher (p < 0,05). Unterschiede bei der IKT an den Tagen a. p. und p. p. konnten nur bei Stuten mit ungestörtem Geburtsverlauf festgestellt werden (p < 0,05), doch blieben die Werte im Referenzbereich. Bei Stuten mit Nachgeburtsverhalten zeigte sich keine Änderung der HF (p > 0,05), die IKT war aber deutlich höher am Tag 1 p. p. (p < 0,05). Schlussfolgerung: Die Vitalparameter von Stuten in der Spätträchtigkeit lassen auf eine erhebliche körperliche Leistung über einen langen Zeitraum schließen. Die Interpretation der Vitalparameter im Zusammenhang mit dem Reproduktionsstatus der Stute ist wesentlich, um Störungen des Allgemeinbefindens richtig einzuschätzen und notwendige Behandlungen gezielt durchzuführen.

Summary

Objective: During the peripartal period, interpretation of basic clinical signs may be challenging. In the present study, heart rate (HR), respiratory rate (RR) and body temperature (BT) were evaluated in healthy mares of different breed types and compared to reference values for adult horses from the literature. Material and methods: During daily physical exams of periparturient mares, the HR, RR and BT were evaluated. Differences according to the horse’s size were investigated and in large breeds, the influence of dystocia or retained placenta was analysed. Results: During the last weeks before parturition (a. p.), the HR significantly increased and was clearly lower after parturition (p. p.; p < 0.05). In larger horses, the RR increased a. p. and decreased p. p. (p < 0.05). The BT underwent changes in all groups during the periparturient period and was higher p. p. (p < 0.05). In general, values for HR, RR and BT were highest in ponies (p < 0.05) while the lowest RR was measured in large horses (p < 0.05). There was no difference in the HR between mares with eutocia or with dystocia (p > 0.05). By contrast, the RR was significantly higher in mares with dystocia on day 1 p. p. (p < 0.05). Differences in the BT a. p. and p. p. occurred only in mares with eutocia (p < 0.05) and remained within the normal values. Mares with retained placenta did not exhibit significant changes in the HR (p > 0.05), but the BT was higher on day 1 p. p. (p < 0.05). Conclusion: Increased HR, RR and BT in mares during late pregnancy suggest a distinct physical performance for a prolonged period of time. Interpretation of these parameters in relation to the mare’s reproductive state is essential to diagnose potential disorders and to determine whether therapy is required.

* Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hartwig Bostedt zum 80. Geburtstag gewidmet.


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