Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2017; 45(05): 344-351
DOI: 10.15654/TPK-160993
Kasuistik
Schattauer GmbH

Ungewöhnlicher Fall von Struvit-Urolithiasis bei einem Hund

Ein FallberichtUnusual case of struvite urolithiasis in a dogA case report
Julia K. Mack
1   Tierärztliche Praxis Dr. Julia K. Mack, Ohlstadt
,
Ellen Kienzle
2   Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik, Ludwig-Maximilians-Universität, München
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 03. November 2016

Akzeptiert nach Revision: 07. März 2017

Publikationsdatum:
09. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ein Hund wurde nach operativer Entfernung von Struvitsteinen aus der Harnblase zur Ernährungsberatung überwiesen. Die Besitzerin wünschte die Beibehaltung selbstgekochter Nahrung, die darauf ausgerichtet sein sollte, das Risiko für das Wiederauftreten von Harnsteinen zu vermindern. Die Überprüfung der bisherigen Ration ergab neben einem ausgeprägten Vitamin-A-Mangel unter anderem erhebliche Mängel in der Versorgung mit Protein, Phosphor und Magnesium. Eine Übersättigung des Harns mit Ammonium, Magnesium und Phosphat, den drei Bestandteilen von Struvit, ist als Ursache der Steinbildung daher unwahrscheinlich. Ein Vitamin-A-Mangel kann durch den fehlenden protektiven Effekt auf die Schleimhaut der Harnwege Harnwegsinfektionen und damit eine Struvitsteinbildung begünstigen. Neben häufigen Ursachen für eine Struvitsteinbildung wie Übersättigung des Harns mit steinbildenden Substanzen oder Harnwegsinfektionen müssen, wie im vorliegenden Fall, auch weniger bekannte Auslöser wie Vitamin-A-Mangel für eine Harnsteinbildung in Betracht gezogen werden. Durch diätetische Maßnahmen kann es in solchen Fällen gelingen, das Wiederauftreten von Harnsteinen zu verhindern.

Summary

A dog was referred for nutrition consultation after surgical removal of struvite uroliths from the bladder. Inspection of the dog’s current ration revealed a pronounced vitamin-A deficiency together with a marked deficiency of protein, phosphorus and magnesium. Therefore, a supersaturation of the urine with ammonium, magnesium and phosphate, the three constituents of struvite, as a cause of struvite calculi formation appears rather unlikely. Vitamin-A deficiency can promote urinary infections and consequently struvite stone formation because of the lack of the protective effect of vitamin A on the epithelia of the urinary tract. Not only common causes for struvite urolith formation, including urinary supersaturation with stone-forming constituents and urinary tract infection, but also less common causes, including vitamin-A deficiency, which was the presumed trigger in the present case study, have to be taken into consideration. Dietetic measures appear to be a useful tool in such cases to prevent uroliths from reoccurring.