Nuklearmedizin 2011; 50(03): 93-99
DOI: 10.3413/Nukmed-0341-10-08
Original article
Schattauer GmbH

131I therapy in patients with benign thyroid disease does not conclusively lead to a higher risk of subsequent malignancies

131I-Therapie führt bei Patienten mit benignen Schilddrüsenerkrankungen nicht eindeutig zu einem höheren Risiko auf Folgemalignitäten
F. A. Verburg
1   Department of Nuclear Medicine, University of Ulm, Germany
,
M. Luster
1   Department of Nuclear Medicine, University of Ulm, Germany
,
M. Lassmann
2   Department of Nuclear Medicine, University of Würzburg, Germany
,
C. Reiners
2   Department of Nuclear Medicine, University of Würzburg, Germany
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Publikationsverlauf

received: 05. August 2010

accepted in revised form: 06. Dezember 2010

Publikationsdatum:
28. Dezember 2017 (online)

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Summary

Due to its excellent tolerability and low incidence of side effects, 131I therapy has been the treatment of choice for benign thyroid diseases for over 60 years. A potentially increased risk of malignancies due to this therapy is however still subject of debate. Aim: To review the literature pertaining to 131I therapy of benign thyroid diseases in order to establish whether there is an increased incidence of, or increased mortality due to malignancies of the thyroid or other organs. Methods: In order to allow for sufficient long-term follow-up time after 131I therapy, only literature after 1990 was reviewed. Two criteria were applied to consider an increased incidence of malignancies linked to 131I therapy: a) there should be a latency period of at least 5 years between 131I therapy and the observation of an increased risk b) an elevated risk should increase with increasing radiation exposure. Results: A total of 7 studies reporting cancer incidence and / or mortality in 4 different patient collectives spanning a total of 54 510 patients over an observation period varying from 2-49 years were found. Although some studies detected a slightly increased risk for malignancies of the thyroid or the digestive system, others did not find these effects - while other studies even reported a slightly lower risk of malignant (thyroid) disease after 131I therapy for benign thyroid diseases. Conclusion: As over 60 years of experience has thus far failed to produce conclusive evidence to the contrary, it can be concluded that there is no increased risk of malignancies after 131I therapy for benign thyroid disease.

Zusammenfassung

Wegen ihrer ausgezeichneten Verträglichkeit und der niedrigen Rate von Nebenwirkungen ist die Radioiodtherapie (RIT) bereits seit über 60 Jahren die Therapie der Wahl bei benignen Schilddrüsenerkrankungen. Es ist jedoch unklar, ob die RIT zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten maligner Folgeerkrankungen führt. Ziel: Anhand der vorhandenen Literatur zu prüfen, ob die RIT zu einer erhöhten Inzidenz und/oder Mortalität bösartiger Folgeerkrankungen führt. Methode: Wir betrachteten lediglich Studien, die nach 1990 publiziert wurden, um eine ausreichende Nachbeobachtungszeit nach der Radioiodtherapie zu gewährleisten und somit z. B. auch das Risiko für ein strahleninduziertes Schilddrüsenkarzinom zuverlässig abschätzen zu können. Zwei Kriterien wurden verwendet um einen möglichen Zusammenhang zwischen RIT und „sekundärem“ Malignom als nachgewiesen anzusehen: a. zwischen Strahlenexposition und Auftreten strahleninduzierter Malignome sollte eine Latenzzeit von mindestens 5 Jahren liegen und b. sollte ebenso eine Dosisabhängigkeit des Risikos dargestellt werden können, wobei eine höhere absorbierte Strahlendosis mit einem höheren Risiko einher gehen sollte. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 7 Studien mit Daten über die Krebs-Inzidenz und -Mortalität in vier Patientenkollektiven von insgesamt 54 510 Patienten gefunden. Die Nachsorgedauer variierte von 2 bis 49 Jahren. Obwohl einige Studien ein leicht erhöhtes Risiko für Schilddrüsenmalignome oder Neoplasien des Magen-Darm-Traktes aufwiesen, konnten diese Effekte in andere Studien nicht reproduziert werden - weitere Untersuchungen berichteten sogar über ein leicht erniedrigtes Risiko für maligne Schilddrüsenerkrankungen nach RIT wegen benigner Veränderungen. Schlussfolgerung: Obwohl die 131I-Behandlung bereits seit mehr als 60 Jahren eine etablierte Therapiemodalität für benigne Schilddrüsenerkrankungen darstellt und millionenfach durchgeführt wurde, finden sich in der Literatur keine eindeutigen Hinweise für eine erhöhte Inzidenz von oder Mortalität aufgrund von malignen Erkrankungen - weder von der Schilddrüse - noch von anderen Organen ausgehend.