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DOI: 10.1055/a-0580-5224
NACHRUF Prof. em. Dr. med. Drs. h.c. Konrad Federlin
Ehem. Ärztlicher Direktor der Med. Klinik III und Poliklinik Justus-Liebig-Universität GießenPublication History
Publication Date:
03 April 2018 (online)
Professor Konrad Federlin wurde am 15. August 1928 in Frankfurt a. M. geboren und verstarb wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag am 31. Januar 2018 in Giessen.
Nach dem Studium der Medizin in Frankfurt und Tübingen, das er im Jahre 1952 abschloss, wurde er dort im gleichen Jahr zum Dr. med. promoviert.
Danach kehrte er in seine Heimatstadt Frankfurt zurück, um zunächst – wie zu Beginn der 50er Jahr nicht selten – zwei Jahre auf unbezahlter Stelle als Assistenzarzt in der Pathologie des Universitätsklinikums zu arbeiten. Er trat dann in die Medizinische Klinik von Prof. Ferdinand Hoff ein, um sich zum Internisten weiterzubilden. Dort traf er mit Prof. Ernst-Friedrich Pfeiffer zusammen, mit dem er, wie mehrere andere Kollegen, nach dessen Ruf auf den Lehrstuhl für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, im Jahre 1967 an die neu gegründete Universität Ulm wechselte. Mit noch in Frankfurt abgeschlossener Habilitation zu einem immunologischen Thema, leitete er die Sektion für Klinische Immunologie und Rheumatologie an der Pfeifferschen Klinik.
Im Jahre 1976 wurde Prof. Federlin an die Justus-Liebig-Universität Gießen auf den neu errichteten Lehrstuhl für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie beru-fen. Damit verbunden war das Ärztliche Direktorat der Medizinischen Klinik III und Poliklinik. Er leitete die Klinik über zwei Dekaden bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1996.
In dieser Zeit entwickelte sich die Klinik zu einer bedeutenden klinischen Forschungsstätte in Deutschland. Internationale Anerkennung erlangte die Klinik als der Arbeitsgruppe Federlin, Bretzel und Hering 1992 erstmals in Europa die erfolgreiche Inselzell-Transplantation bei einer Patientin zur „Heilung“ ihres Typ 1-Diabetes gelang und hier das Internationale Inselzell-Transplantationsregister mit zentraler Erfassung und Auswertung aller weltweit durchgeführten Eingriffe etabliert wurde.
Die Medizinische Klinik III und Poliklinik, geplant und bezogen 1964 unter einem der Vorgänger von Federlin, Prof. Thure von Uexküll, hatte einen Bettentrakt für 63 Patienten und eine zusätzliche kleine Betteneinheit für die Radiojodtherapie unter Verantwortung der Nuklearmedizin. Im großen poliklinischen Trakt waren 10 verschiedene allgemein-internistische und Spezialambulanzen sowie eine Notaufnahme für ambulante und stationäre Fälle untergebracht. In diesem Gebäudeteil waren weiterhin angesiedelt eine Abteilung für diagnostische Radiologie und Sonografie, Funktionsbereiche für die gastroenterologische Endoskopie und Laparoskopie, Kardiologie einschließlich Rechtsherzkatheter sowie Lungenfunktion. Die Klinik bot modellhaft ideale Voraussetzungen für eine patientennahe klinische Forschung, studentische Lehre und ärztliche Weiterbildung.
So erfuhren wir unter der Klinikleitung von Prof. Federlin eine breite, fundierte und systematische ärztliche Ausbildung in der Inneren Medizin und in ihren Teilgebieten. In der Ära Federlin wurden mehrere Kolleginnen und Kollegen auf externe Professorenstellen, Lehrstühle, Chefarztstellen und leitende Positionen in der forschenden Industrie berufen oder ließen sich als bestens ausgebildete Internisten nieder. Mit der ihm eigenen Disziplin und Pflichtauffassung bereitete Prof. Federlin seine Vorlesungen akribisch vor und war uns auch als akademischer Lehrer ein Vorbild. Sein Umgang mit Patienten in der Sprechstunde und bei Visiten war geprägt von großer Empathie. Sein Sinn für Gerechtigkeit, seine Verlässlichkeit und Freundlichkeit waren die Grundlage des Vertrauens aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrem „Chef“.
Neben seiner vielfältigen Inanspruchnahme als Direktor der Klinik diente Konrad Federlin dem Fachbereich Medizin als Prodekan, leitete über seine Emeritierung hinaus die Ethik-Kommission und wirkte bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden als stellvertretender Direktor des Zentrums für Innere Medizin.
Konrad Federlin wurde für sein wissenschaftliches und klinisches Lebenswerk vielfach ausgezeichnet, so mit der Ehrenmedaille des Fachbereichs Medizin der JLU Gießen, von der Landesärztekammer mit der Dr. Richard-Hammer-Medaille, der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) mit dem Ferdinand-Bertram-Preis und der Paul-Langerhans-Gedächtnismedaille, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mit der Berthold-Medaille, der Universität Istanbul mit der Fatih-Medaille für wissenschaftliche Forschung, der Universität Düsseldorf mit dem Jühling-Preis, und der International Pancreas & Islet Transplantation Association (IPITA) mit dem Paul Lacy Memorial Lecture Award. Er war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der DDG, der DGE und der Hessischen Fachvereinigung für Diabetes (HFD) sowie Ehrenpräsident der EASD-Studiengruppe Artificial Insulin Delivery Systems, Pancreas and Islet Transplantation (AIDPIT). Der DDG diente er als Präsident und Tagungspräsident 1980.
Als besondere Auszeichnung erhielt er von zwei türkischen Universitäten, Istanbul und Konya, die Ehrendoktorwürde für seine wissenschaftlichen Verdienste um die Inselzell-Transplantation bei Diabetes mellitus.
Humanistisch gebildet, war Prof. Federlin über die Medizin hinaus an Geschichte und Literatur interessiert. Seine besondere Liebe aber galt der klassischen Musik, spielte er doch selbst Geige und Bratsche, am liebsten im Quartett mit drei seiner befreundeten Emeriti („C4-Quartett“).
Wir werden uns seiner stets in Dankbarkeit erinnern. Unsere Anteilnahme gilt seiner von ihm innig geliebten Familie.
Reinhard G. Bretzel (Gießen), Helmut Schatz (Bochum), Heiner Laube (Gießen), Bernhard Hering (Minneapolis/USA) und Mathias Brendel (Gießen), im Namen aller ehemaligen mehr als einhundert ärztlichen und nicht-ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ära Federlin
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Reinhard G. Bretzel
Rosenweg 4
35 633 Lahnau
Lahnau, 17.02.2018