Aktuelle Dermatologie 2018; 44(08/09): 351-352
DOI: 10.1055/a-0631-5284
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz der Polysensibilisierung in Europa

Dittmar D. et al.
European Surveillance System on Contact Allergies (ESSCA): polysensitization, 2009–2014.

Contact Dermatitis 2018;
78: 373-385
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2018 (online)

 

Als Polysensibilisierung bezeichnet man die Sensibilisierung eines Patienten gegenüber mehr als zwei verschiedenen, nicht miteinander verwandten Haptenen. Ein internationales Forscherteam des European Surveillance System on Contact Allergies (ESSCA) hat nun die Prävalenz von Polysensibilisierung in Europa erhoben sowie diverse bekannte Risikofaktoren bestätigt.


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Bislang gab es keine gesicherten Daten zur Häufigkeit und Verteilung von Polysensibilisierung in Europa. Das internationale Team um D. Dittmar hat nun die Ergebnisse einer großen multizentrischen Studie zu dem Thema vorgelegt. Für ihre Untersuchung analysierten die ESSCA-Forscher retrospektiv die Daten von Patienten aus 11 europäischen Ländern, an denen zwischen 2009 und 2014 Epikutantests durchgeführt worden waren. Insgesamt werteten die Forscher Daten von 86 416 Patienten aus 57 Instituten aus.

Ergebnisse

Die standardisierte Gesamtprävalenz von Polysensibilisierungen in allen Ländern lag bei 7,05 %, die für Oligosensibilisierung bei 36,3 %. Dabei traten Polysensibilisierungen am häufigsten in Österreich und den Niederlanden auf (12,7 % bzw. 12,4 %), am seltensten in Italien und Litauen (4,6 % bzw. 5,2 %). Mindestens eine positive Reaktion im Epikutanstandardtest zeigten 43,0 % der Gesamtpopulation. Auch hier gab es beachtliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: Wiesen in den Niederlanden 52,9 % der Getesteten eine positive Reaktion auf, waren es im Vereinigten Königreich lediglich 38,6 %.

30,8 % der polysensibilisierten Population waren jünger als 40 Jahre. Hiervon waren 6,5 % männlich. Die meisten der über die Testung erfassten Polysensibilisierungen traten erst bei den über 40-jährigen auf: Hiervon waren 19,9 % männlich und 49,3 % weiblich. Diese Verhältnisse waren in der oligosensibilisierten Population vergleichbar. Weibliches Geschlecht, berufsbedingte Dermatitiden und ein Alter über 40 Jahren konnten in dieser Studie als Risikofaktoren identifiziert werden.

Fazit

Die in dieser Studie festgestellten Unterschiede in der Prävalenz von Polysensibilisierungen lassen sich nicht eindeutig erklären. Dass Polysensibilisierungen in Österreich und den Niederlanden tatsächlich deutlich häufiger sind als in anderen Ländern, ist nach Angaben der Forscher unwahrscheinlich, da die Allergenexposition in den Ländern ähnlich sein dürfte. Ein Teil der Varianz könnte auf Unterschiede in der Epikutantestung oder im Überweisungsmuster zurückzuführen sein, so die Autoren.

Kathrin Strobel, Mannheim


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