Ernährung & Medizin 2018; 33(03): 97
DOI: 10.1055/a-0638-6431
Editorial
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Fettleber behandeln: Ernährung und Bewegung arbeiten Hand in Hand

Edmund A. Purucker
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Publication Date:
10 September 2018 (online)

Die Leber steht im Mittelpunkt dieser Ausgabe von Ernährung und Medizin. Historisch gesehen war die Leber bis in die Neuzeit ein geheimnisvolles Organ, da ihre Funktionen nicht verstanden wurden. Vom Altertum bis ins 19. Jahrhundert spielte die Leber, der die „gelbe Galle“ in der Vier-Säfte-Lehre der Humoralpathologie zugeordnet war, eine wichtige Rolle bei der Einteilung und Erklärung der Erkrankungen. Allerdings wurden erst in der Folge der Zellularpathologie des 19. Jahrhunderts die vielfältigen Funktionen der Leber als dem zentralen Organ des Stoffwechsels erkannt.

Störungen des Stoffwechsels durch hyperkalorische Ernährung und Bewegungsmangel resultieren in einer gestörten Insulinresistenz, Hypertriglyzeridämie und niedrigem HDL, abdomineller Adipositas und Bluthochdruck. Diese Konstellation wurde – als „Metabolisches Syndrom“ bezeichnet – Ende des letzten Jahrhunderts als bedeutende Ursache einer gesteigerten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität identifiziert. Dass die genannten Stoffwechselstörungen wesentlich in der Leber als zentralem Stoffwechselorgan entstehen, verwundert zwar nicht, ist aber eine Erkenntnis, die sich erst in den letzten Jahrzehnten durchsetzte. Eine kritische Ursache, die zur Leberzellverfettung führt, findet sich in einer andauernden kalorischen Belastung, wie sie bei häufigen Zwischenmahlzeiten und insbesondere bei mit Sucrose oder Fructose gesüßten Getränken auftritt [1]. Günstig dagegen ist eine mediterrane Kostform. Darüber hinaus haben ausreichende Alltagsbewegung und zusätzliche sportliche Aktivitäten eine besondere Bedeutung, um die periphere Insulinsensitivität zu erhöhen und damit letztlich die hepatische Lipogenese zu reduzieren. Zusätzlich vermindern sportliche Aktivitäten aber auch die ungünstigen Auswirkungen abdominellen Fettgewebes auf die Leberentzündung und stärken zugleich das kardiovaskuläre System.

Die Leberzellverfettung, wie sie bei der nichtalkoholischen Fettleber zu beobachten ist, weist sensibel und auch frühzeitig auf ein sich anbahnendes oder bereits bestehendes, gravierendes Risiko hin, kardiovaskuläre, aber auch lebereigene Erkrankungen zu entwickeln.

Vom therapeutischen Aspekt her spielen die Ernährungstherapie und die Bewegungstherapie nach wie vor die zentrale und wichtigste Rolle, um die Leberzellverfettung rückgängig zu machen und das kardiovaskuläre Risiko zu minimieren. Ernährungsbedingte Erkrankungen bedürfen einer Ernährungstherapie: Das ist eine zwar wenig geheimnisvolle Tatsache, aber im Praxisalltag schwer an unsere Patienten zu vermitteln. Hier jedoch ist der unverzichtbare Stellenwert der qualifizierten Ernährungs- und Bewegungsberatung zu sehen, um den Betroffenen eine langfristige Therapieadhärenz zu ermöglichen und gesund zu werden.

Priv.-Doz. Dr. Edmund A. Purucker